Ich komme heim, fange an Gemüse zu schnippeln und nebenher läuft schon die erste Serie, ich föhne mir die Haare und lass mich zeitgleich von YouTube berieseln, ich setze mich abends auf die Couch und fast schon automatisiert öffne ich die Netflix-App auf meinem iPad – hier läuft etwas gewaltig falsch und daher habe ich es mir zum Ziel gesetzt, mich eine Woche lang von jeglicher Fim-, Serien- und Videounterhaltung fernzuhalten. Serien zu bingen ist nach wie vor en vogue und definitiv gesellschaftsfähig, bis drei in der Früh die Staffel fertig zu schauen, wird fast schon stolz kommentiert und keinen Streaming-Anbieter abonniert zu haben, erntet entsetzte Blicke. Was fange ich also mit meiner Zeit an, wenn Netflix und Co. nicht mehr zur Verfügung stehen?
Vermutlich hat sich dieses Verhaltensmuster, das mir praktisch schon gar nicht mehr auffällt, mit dem Alleinewohnen und den vielen Lockdowns eingeschlichen. Bücher waren mir zu leise, meine eigene Gesellschaft viel zu trostlos und abendlicher Sport hat sowieso nur ein mildes Lächeln hervorgerufen. Es waren düstere Zeiten und ich hab mich exzessiv beschallen und unterhalten lassen, um nicht zu viel fühlen, nicht zu viel denken und dem Chaos in der Welt nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Obwohl wieder halbwegs Normalität in meinen Alltag eingekehrt ist, sind die Serien und die Dauerunterhaltung irgendwie geblieben, Stille fühlt sich speziell abends komisch an und Musik ist mir fast zu wenig. Die letzte Woche habe ich YouTube und Netflix also aus meinem Leben verbannt, Spotify und Instagram durften bleiben, dort habe ich mich – so würde ich es zumindest behaupten – im Griff, Podcasts zähle ich sowieso mehr zu Bildung als Unterhaltung und Instagram ist bei mir schon lange zeitlich limitiert. Prinzipiell starre ich abends ungern in mein Handy, auf meine Serien zu verzichten, war hingegen wirklich schwer.
Samstag
Samstagvormittag nutze ich immer zum Aufräumen, Bettwäsche wechseln etc. und dabei schaue ich gerne nebenher eine Serie oder irgendwelche Tutorials auf YouTube. Heute habe ich stattdessen Musik gehört und später einen neuen Podcast angefangen. Alleine mittags am Tisch zu sitzen, ohne irgendetwas zu schauen, war schräg, aber definitiv machbar. Abends waren meine Eltern zu Besuch und später war ich auf einer Geburtstagsparty eingeladen, um halb zwei bin ich tot ins Bett gefallen. Der erste Tag war easy, aber es war auch viel los.
Sonntag
Mein Sonntag hat heute mit Brunch gestartet, meine beste Freundin und ich haben es uns bei Prosecco, Kaffee und vielen Leckereien gutgehen lassen, das Wetter war traumhaft und der Spaziergang danach richtig fein. Zurück zuhause hab ich ein Schläfchen gemacht – kommt ungefähr zweimal im Jahr vor – und was die restlichen Stunden bis zum Abend passiert ist, kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Bisschen gelesen, bisschen für eine Reise recherchiert, bisschen die Gedanken schweifen lassen. Abends hätte ich wirklich gerne eine Serie geschaut oder vielleicht sogar einen Film, stattdessen habe ich eine halbe Stunde Yoga gemacht und bin dann richtig früh, vor elf, schlafen gegangen.
Montag
Heute war richtig anstrengend, von neun bis sechs Uhr an der Schule, ausgebrannt und genervt. Vor dem Kochen hab ich mich zu einem Workout überredet, ungefähr 1 Stunde hat es gedauert, bis die Matte am Boden lag und das Video (ok YouTube, aber das zählt jetzt wirklich nicht) ausgesucht war. 30 Minuten gequält und danach noch lange gedehnt, weil mein gesamter Rücken seit Tagen wehtut. Abends war es wieder sehr leise, ich hab lange geduscht, etwas gegessen und dann ein paar Seiten in meinem Buch gelesen, kurz vor halb elf bin ich ins Bett gegangen.
Dienstag
Auch mein Dienstag war relativ lang, aber ich hab am späteren Nachmittag Flöte geübt und bin sogar abends noch eine Runde laufen gegangen. Eine Verspannung auf der rechten Seite sitzt recht tief und Bewegung hilft meistens gut. Gleich nach meiner halbstündigen Runde hab ich die Tortellini von mittags aufgefuttert und bin erst danach in die Dusche gehüpft. Noch im Handtuch hab ich mich ins Bett gekuschelt, feine Musik eingeschaltet, die Gedanken schweifen lassen und … tja, mir den Abend versüßt. Logischerweise auch danach gleich eingeschlafen und erst um Mitternacht bei Musik und Licht wieder aufgewacht, aber langsam fange ich an, die bildschirmfreie Zeit am Abend zu genießen.
Mittwoch
Mittwoch ist mein Aufarbeitstag, alles was liegen geblieben ist, wird heute erledigt, auch vieles für den Blog. Vormittags bin ich an ein paar Dingen für die Schule und dem neuen Beitrag gesessen, war einkaufen und hab eine kleine Beauty-Routine gemacht. Später Therapie, Arzttermin und an einem neuen Projekt gearbeitet. Abends war ich bei meiner besten Freundin, wie jeden Mittwoch hat Netflix sowieso keinen Platz. Nach wie vor ist es ein wenig komisch, bei Hausarbeiten und beim Mittagessen nichts nebenher zu schauen, aber definitiv machbar.
Donnerstag
Ok, heute war es schwer. Ich hatte wieder einen langen Schultag und abends, während ich das Gemüse geschnippelt hab, wollte ich einfach etwas Unterhaltsames schauen, irgendetwas. Stattdessen hab ich einen mäßigen Podcast gehört und noch ein Video mit Rezeptideen auf YouTube geschaut, das war vielleicht ein bisschen geschummelt, aber es waren nur 10 Minuten. Nachdem ich gekocht hatte, bin ich vor dem Essen noch eine kleine Runde laufen gegangen, irgendwie wollte ich noch etwas tun und nicht zuhause sitzen. Im Endeffekt habe ich dann recht spät gegessen, noch ein bisschen für die Reise in den Osterferien geplant und bin dann mit offenem Laptop auf der Couch eingeschlafen. Eine Stunde später hab ich mich ins Bett weitergerollt und richtig gut geschlafen.
Freitag
Der letzte Tag, es ist elf Uhr abends und ich werd jetzt dann ins Bettchen hüpfen. Nachmittags habe ich Flöte unterrichtet und abends war ich spazieren, hab gekocht, später auf der Couch gechillt und Nachrichten gelesen. Heute wäre ein typischer Binge-Abend gewesen, müde von der Woche und zu ausgelaugt, um irgendetwas Produktives zu tun. Normalerweise hätte ich mir meine Nägel lackiert und nebenher eine neue Serie angefangen, etwas Leichtes und Witziges. Eigentlich wollte ich gleich nach dem Abendessen den Beitrag fertig schreiben und danach noch Yoga machen, aber nein, ich und mein Schweinehund haben eine Stunde prokrastiniert. Tja…manchmal klappt’s eben nicht ganz wie geplant, auch okay.
Mein Fazit
Die Woche ist um, ging schneller als gedacht und ist anders verlaufen als erwartet. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich diese Challenge auf mich genommen und meinen Serienkonsum endgültig überdacht habe. Also nichts gegen Serien, ich liebe sie und ich werde sie auch weiterhin lieben, aber ich hatte vor allem abends schon gar nicht mehr überlegt, ob ich vielleicht Lust auf etwas anderes habe, sondern hatte beim Kochen schon zu schauen angefangen und bin dann hängengeblieben.
In den letzten Tagen habe ich definitiv mehr und auch subjektiv betrachtet besser geschlafen. Ich bin prinzipiell die typische „eine noch“-Kandidatin, die dann mit sechs Stunden Schlaf auskommen muss, weil ich bis nach Mitternacht in den Bildschirm starre. In den letzten Tagen bin ich oft früh und sehr entspannt schlafen gegangen, das hat merklich mein Stresslevel reduziert und meine Energie über den Tag positiv beeinflusst. Diese Woche hab ich mehr Sport gemacht als sonst, schon alleine, weil ich mehr Zeit dafür hatte bzw. eine Abwechslung willkommen war. Ebenso hatte ich mehr Zeit und mentale Kapazitäten für Musik, Podcasts und auch meine Gedanken.
Besonders mochte ich an dieser Woche jedoch, dass ich wieder mehr auf meine Intuition gehört habe. Mag ich ein Buch oder Sport, vielleicht eine lange Dusche oder auch einfach nur auf der Couch liegen und Musik hören? Es gibt so viele schöne Aktivitäten alleine zuhause, ab jetzt höre ich wieder mehr in mich hinein. Manchmal wird es eben auch eine Serie sein, aber nicht mehr ferngesteuert, andere Male vielleicht ein Podcast, ein Roman oder auch einfach Stille. Fazit – Unterhaltung ist etwas Schönes, aber in Dosen und vor allem bewusst gewählt.
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