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Autorenbilddiedreißigerin

Was passiert eigentlich, wenn frau einen Monat lang jeden Tag mehr als 10 000 Schritte geht?

Lockdown Woche irgendwas, inzwischen gehören die Restriktionen zur täglichen Routine, die Tage sind kurz wie nie im Jahr und der Ausdruck Home-Office ist nichts anderes als ein Euphemismus für den ganzen Tag vorm Computer sitzen, zwischendurch Wäsche waschen, regelmäßig das Gleiche kochen, Kaffee trinken und snacken, ganz viele snacken, um ehrlich zu sein. Meine Schritte hatten sich auf das Aufstehen, um zur Naschzeug-Schublade zu gehen, beschränkt, ich war unzufrieden, unausgelastet, obwohl ich viel zu tun hatte, und am Ende des Tage unruhig. Also beschloss ich mir selbst ein Ziel zu setzen: Jeden Tag im Dezember gehe ich mehr als 10 000 Schritte. Wie es mir dabei ergangen ist und was ich daraus mitgenommen habe, könnt ihr in den folgenden Absätzen lesen.

 

Challenge accepted, ich geh bis zum Ende.

Ich kann schon einmal vorweg verraten, dass ich es geschafft habe. Zum einen vermutlich, weil ich von Natur aus ehrgeizig bin und ich ziemlich schnell die Vorteile dieser Challenge erkannt habe, zum anderen ziemlich sicher, weil einer meiner besten Freunde mitgemacht hat und wir uns täglich mit Screenshots gebattelt haben. 10 000 Schritte klingen vermutlich für manche nach einem Klacks, für andere nach einer enormen Herausforderung. Ich bin ziemlich naiv in diese Challenge gegangen, wortwörtlich, und habe schnell feststellen müssen, dass es eine neue Routine braucht, um mein tägliches Schrittziel zu schaffen. Eigentlich würde ich mich als überdurchschnittlich sportlich bezeichnen, ich gehe zirka dreimal pro Woche um die vierzig Minuten laufen und mache dreimal pro Woche ein 30-minütiges Resistance Training – spazieren gehe ich dafür so gut wie nie, noch weniger in der kalten Jahreszeit. Apple Health hat mir das bestätigt, meine durchschnittlichen Monatsschritte waren 2020 ein Trauerspiel für sich, sehr selten habe ich die 5000er Marke geknackt, am ehesten noch in den Urlaubsmonaten Juli & August. Klar, es war auch oft Lockdown und im Frühjahr habe ich mich deshalb tatsächlich kaum aus der Wohnung bewegt, dennoch hatte ich mich aktiver eingeschätzt.

Rad adee, Füße ahoi.

Als erste Strategie bin ich im Dezember meine Wege zu Fuß gegangen anstatt mit dem Rad zu fahren. Dabei benötigt man zwar mehr Zeit, aber den morgendlichen Spaziergang in die Arbeit möchte ich nicht mehr missen, in diesem Fall war er noch entspannter, weil ich seltenst zu einer bestimmten Zeit in der Schule sein musste. Meistens hatte ich nach Erledigungen und Arbeitsweg um die 5000 Schritte gesammelt, also musste ich abends noch einmal raus. Das war dann schon eine Überwindung, es war dunkel, kalt und hin und wieder hat es fest geschneit. Aber auch meine Spaziergänge habe ich sehr lieb gewonnen, oft Podcasts oder ein ganzes Album angehört, die Gedanken konnten wandern und mein Geist hat sich dabei beruhigt. Zusätzlich hatte ich im Dezember schlimmen Liebeskummer und auch nicht gerade die beste Laune, weil Lokale zu, Veranstaltungen abgesagt und soziale Kontakte untersagt waren. Das tägliche Gehen hat mir gut dabei geholfen, meine Gefühle zu sortieren oder auch einfach zu weinen. Nicht selten bin ich schluchzend am Inn entlang geschlendert, tief in meinen Schal vergraben und mit melancholischen Songtexten im Ohr.


An Tagen, an denen ich nichts zu erledigen hatte und nicht zur Arbeit musste, waren 10 000 Schritte dann schon wirklich einen Challenge. Hin und wieder musste ich alle Schritte in einen Spaziergang packen, bis zu eineinhalb Stunden bin ich dann gegangen, bei eisiger Kälte und jeglicher Witterung. Eines hat sich aber täglich wiederholt, nach dem Spaziergang habe ich mich um einiges besser gefühlt, ich habe, speziell wenn ich abends spazieren war, besser geschlafen und jeden Tag das wohlige Gefühl von "abgehakt" empfunden. Psychisch hat mir das Spazieren gehen definitiv gut getan und ich kann Bewegung an der frischen Luft allen empfehlen, die Probleme haben, zur Ruhe zu kommen oder sich hin und wieder zuhause verloren fühlen.


Nebenerscheinungen?

Rein körperlich kann ich keinerlei Veränderung feststellen, ich bin hungriger als sonst, aber das kann auch die Kälte sein. Dass Bewegung für den menschlichen Organismus wohltuend ist, war uns allen im Vorfeld klar. Dennoch bin ich der Meinung, dass Spaziergänge effektiver sind als sein langweiliger Ruf. Eine Stunde wirklich am Stück zu gehen macht sich bemerkbar, wie gesagt, ich war vor dieser Challenge schon sportlich, dennoch habe ich mich nach meinen "Stadtwanderungen" erschöpft gefühlt und klar gespürt, dass ich mich bewegt habe.


Fazit dieser Challenge: Ich gehe ab jetzt mehr und das täglich, nicht weil ich muss, sondern weil ich das Gehen wirklich lieb gewonnen habe und ich mich besser fühle, wenn ich an der frischen Luft war, auch an Tagen, an denen ich zum Beispiel ein Training zu Hause gemacht habe.

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