Warst du schon einmal so richtig verliebt? Ja – so, dass es ein bisschen weh getan hat, wenn ich ihn ein paar Tage nicht gesehen hatte, so, dass ich mir vorgestellt habe, wie unsere Kinder aussehen werden, so, dass ich mich angekommen gefühlt und so, dass ich meine Zukunft mit ihm in meinem Leben vor Augen gesehen habe. Und dann, dann haben wir uns getrennt, ich, weil ich mich einsam wie nie war, er, weil er sich nicht mehr im Stande gefühlt hat, diese Beziehung zu führen. In diesen zwei Jahren nach der Trennung ist viel passiert, auf einiges bin ich nicht besonders stolz, bei manchem werdet ihr den Kopf schütteln, aber es hat alles hierher geführt, zu meinem vermeintlichen Happy End.
Es fing wieder an, bevor es zu Ende war.
Letztes Jahr hatte ich einen Blogbeitrag zum einjährigen Trennungstag veröffentlicht, in dem ich starke Worte in den Mund genommen und von Empowerment, dem Weg zu mir und einer Zukunft als Siegerin geschrieben habe. Praktisch zeitgleich sind sie wieder aufgeflammt, die Gefühle zum Ex, er hat mich mit schönen Nachrichten überhäuft, sich Zeit für Unternehmungen genommen und mir eigentlich (jaja, das entscheidende Wörtchen) gezeigt, dass wir die schöne Zeit, die wir schon einmal hatten, wiederhaben könnten. Dann ging es los, das Hin und Her, das Nah und Fern, die ewige Ungewissheit, die bis letzte Woche anhielt.
In diesem zweiten Trennungsjahr hatten wir sehr schöne Phasen, sind zusammen wellnessen gewesen, haben gemeinsam gekocht und bei Filmen gekuschelt, sind nebeneinander auf Berge gestapft und haben romantische Stunden in tollen Restaurants verbracht. Es war wie am Anfang, spannend, unkompliziert, sexy und vor allem sehr innig. Ich genoss die Nähe, die Zeit zu zweit und war literally obsessed von dem Gedanken, dass er vielleicht doch der Richtige ist und diese Beziehung einfach etwas länger braucht, um zu wachsen.
Ganz oder gar nicht?!
Immer wieder kamen wir zu einem Punkt, an dem ich Verbindlichkeit wollte, er fühlte sich nicht bereit dafür, ich zog mich zurück, es herrschte Funkstille und dann begann das ganze Spiel wieder mit zarten Nachrichten und unschuldigen Spaziergängen von vorne. Wie oft ich bestimmt die Handbremse zog und dann erneut gegen die Mauer knallte? Bestimmt fünf oder sechs Mal. Besonders nachdrücklich hatte ich im April das „ganz oder gar nicht“ ausgesprochen, er wollte Zeit für sich, wollte an sich arbeiten, für uns, wie er meinte. Passiert ist nichts, ich hab mich zurückgezogen, gedatet und uns wenig später erneut wieder einschleichen lassen, unverbindlich versteht sich. Als jetzt dann der zweijährige Trennungstag vor der Tür stand, überkam mich die Panik, die Trauer und vor allem die Wut.
2 Jahre sind wir getrennt, zwei Jahre waren wir zusammen, seit vier Jahren nimmt dieser Mann Platz in meinem Leben ein, lässt mich am Haken zappeln und weiß von einem auf den nächsten Monat nicht, was er wirklich möchte. Zwei Jahre nach Schluss war ich jetzt verständnisvoll, fürsorglich, liebevoll und vor allem unglaublich loyal. Keines der Dates hatte wirklich eine Chance, ich lief mit Scheuklappen durch die Gegend und hab mich selbst an diese Beziehung, die keine Beziehung mehr war, gekettet.
Die Wahrheit?
Ich könnte mich jetzt unglaublich über mich ärgern – mach ich auch – aber was soll ich tun, ich bin einfach hoffnungslos romantisch und denke gerne drei Schritte voraus, sehe die Möglichkeiten und das Potenzial. Vermutlich würde ich es wieder ähnlich machen, weil aufzugeben keine Option ist, ich unbequeme Situationen ziemlich gut aushalten kann und leere Versprechungen innerhalb instabiler Beziehungen in mein Muster passen. Es fühlt sich fast ein bisschen heimelig an, wenn sich jemand nicht sicher ist, ob ich wichtig genug bin, Ungewissheit ist vertraut und ich vergebe schneller als andere Entschuldigung sagen können.
Aber mich trifft an diesem Hin und Her ebenso viel Schuld wie ihn, ich hab’s zugelassen, oft auch initiiert und vor allem sehr genossen. Es war traumhaft schön, die Vertrautheit wieder zu spüren, Abende gemeinsam zu verbringen und uns nur auf die Sonnenmomente zu fokussieren, wenn auch im Hinterkopf immer diese unsicheren Gedanken da waren und das Bedürfnis nach mehr. Solche Situationen sind gefährlich für die Psyche, egal wie unschuldig die Intentionen des anderen sind. In den letzten Wochen hab ich mich immer leerer gefühlt, emotional ausgebeutet und ich hatte wieder das Ohrenrauschen häufiger, was immer der erste Indikator für zu viel Stress ist. Oft ist es sehr schwer sich einzugestehen, dass die Beziehung, die frau so gerne hätte, nicht mehr guttut und die Seele schwer macht.
Die Wahrheit ist, dass jemand, der dir nicht das Gefühl gibt, dass du Priorität hast, dich auch nicht priorisiert. Das Absurde dabei ist, dass die Menschen ziemlich klar kommunizieren, oft wollen wir es nur nicht sehen und hören. Er hat für alle Zeit, aber bei dir ist es „schwierig“? Er kann leider nur abends und muss gleich wieder los? Seine Wochenenden sind ständig gefüllt, du bekommst die Restzeiten? Er will sich zu nichts bekennen und es „locker“ halten? Tja, ich sag’s ungern, aber das ist nicht gut genug (außer ihr wollt natürlich beide nur eine bedeutungslose Affäre – winwin) und es gilt ab einem gewissen Punkt einen Schlussstrich zu ziehen.
Ein Ende und ein Anfang.
Ich hätte meinen Schlussstrich im Frühling ziehen sollen, dort hatte ich es ganz deutlich gespürt und seitdem ist jede Woche ein kleines Stückchen Emotion gestorben. Geht auch, ist nur nicht besonders schön. Letzte Woche hab ich ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen muss, unter Tränen und Schluchzen und mit einer beängstigenden Nachdrücklichkeit. Kein Kontakt, kein Spaziergang und keine Option für eine gemeinsame Zukunft. Seitdem reichen sich die Hochs und Tiefs die Hände, ich weine viel, grüble viel, ärgere mich und fühl mich zugleich frei. Noch muss ich mir jeden Tag vorsagen, dass er anders gehandelt hätte, wenn ich ihm wichtig genug gewesen wäre, dass ich für mich eingestanden bin und es höchste Zeit war, mich aus diesem Kreislauf zu lösen. Es schmerzt im Moment sehr, fast wie damals bei der Trennung, aber ich hab’s schon einmal überlebt und dieses Mal wird es schneller gehen und die „hätte ich doch“ Gedanken werden keinen Platz mehr haben. Alles gezeigt, alles probiert und trotzdem gescheitert, manchmal ist das ebenso. Ein Happy End? – vielleicht noch nicht ganz, aber am Weg dorthin, weil ich mich an erste Stelle gehoben habe.
Ich bin gerade in Málaga auf einem Yoga Retreat, ich komme viel ins Fühlen und bei jedem Shavasana laufen mir die Tränen übers Gesicht und danach geht es auch wieder leichter. Mein Körper streikt, im Moment ist alles sehr ruhig, ich denke viel und zweifle an allem, auch das ist okay. Beziehungen können oft so verdreht und kompliziert sein, es dauert bis die verschiedenen Schichten entwirrt und die Verletzungen geheilt werden. Im Endeffekt ist es das Bauchgefühl, das zählt und sehr deutlich zeigt, wenn sich etwas nicht mehr stimmig anfühlt. Hier ein kleiner Reminder auf deines zu hören und sicherzustellen, dass du dort bist, wo du sein möchtest mit dem Menschen, der dir vermittelt, dass du alles und genug bist. <3
Viel schlimmer finde ich, dass Frauen mit ihrem Gehampel um Typen, die sie nicht richtig behandeln, anderen Typen wiederum vor den Kopf stoßen, die vielleicht ernsthaftere Absichten hatten! Aber nee, das wollen Frauen nicht, denn sie wollen lieber dieses Hin und Her! Tausend mal erlebt...leider kann man hier die Frauen zu 95% über einen Kamm scheren!