Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich behaupte, dass der Sommer richtig schwer sein kann, wenn du als Frau den Singlestatus hast. Die Tage sind länger, die Abende laden zu gemütlichen Stunden draußen ein und sehr viele Pärchen im Freundeskreis sind gemeinsam auf Urlaub. Wenn du wie ich dann noch 9 Wochen frei hast, nicht dass ich mich darüber beschweren will, können die Tage hin und wieder von diesem Gefühl der Einsamkeit überschattet werden. Letzten Sommer hatte ich sehr harte Stunden dabei, in denen ich in einen lethargischen Sumpf gefallen bin und mich selbst bemitleidet hab, nur um mich dann noch schlechter zu fühlen. Mit ein paar kleinen Vorsorgestrategien muss das aber nicht sein, egal ob es um einsame Sonntage oder ungewollte Urlaubstage geht, du darfst es dir auch alleine sehr fein machen und dein Selbstbild mit ein paar Assen (fünf um genau zu sein) im Ärmel austricksen.
BLITZEPLANK
Egal ob du zur Fraktion der Putzfanatiker:innen oder der Chaot:innen gehörst, eines kannst du vermutlich nicht bestreiten: Ordnung zu schaffen kann sich äußerst therapeutisch anfühlen und ein ganz ungeahntes Gefühl von Accomplishment (Millenial, ich darf das) mit sich bringen. Sogar die unordentlichsten Kinder zeigen mir ganz stolz ihre neu sortierte Kiste in der Schule und mein mehr als chaotischer Bruder schickt mir Fotos von seinen neu arrangierten Kabeln hinter dem Schreibtisch. Ordnung im Umfeld führt zu Ordnung im Kopf und Aufräumen eignet sich besonders gut für Leerstunden, in denen du nicht ganz genau weißt, was du tun sollst und dich dann komisch fühlst.
An meinem ersten Ferientag nach dem Wochenende hab ich mir meine Küche vorgenommen, ich war kurzzeitig überfordert gewesen mit dem freien Tag und wollte erst gar nicht in den Blues hineinrutschen. Alle Kästchen ausgeräumt, gesaugt, gewischt und neu wieder eingeräumt, einiges konnte ich sogar aussortieren. Nach zweieinhalb Stunden war alles erledigt, mein Vollbrachtes hab ich zufrieden begutachtet und am Nachmittag fiel es mir dann schon viel leichter, meine Freizeit zu genießen. Am nächsten Tag kam die Kommode dran (ich weiß, dass ich übermäßig viele Pyjamas habe, es ist Liebe) und überhaupt hab ich mir eine Liste geschrieben mit all den Örtchen, die ich in den kommenden Wochen in der Wohnung auf Vorderfrau bringen möchte. Egal ob es ein Großprojekt oder nur eine Schublade ist, mit den eigenen Händen Ordnung zu schaffen lenkt ab, bereitet ein gutes Gefühl und führt zu einer blitzeblanken Wohnung. Winwinwin.
2 STUNDEN AUSFLÜGE
Ganz oft fühlen sich Tage, an denen ich keinen Termin habe, wie eine Bubble an, die mich ein bisschen gefangen hält und in der ich so vor mich hin floate. Ich hab dann praktisch den ganzen Tag Zeit aber komme zu nichts, weil ich schlichtweg überfordert mit der fehlenden Struktur bin und dann ist es mittags, dann nachmittags und abends bin ich so unzufrieden mit mir selber, dass ich wahllos irgendwas auf Youtube schaue und Chips zum Abendessen futtere, weil eh schon alles verloren ist (Team Frustesserin).
Die Lösung? Ich mach mir selbst Termine, die mindestens zwei Stunden dauern und im Idealfall meinen Tag teilen, damit es ein davor und ein danach gibt. Je nach Wetter und Laune geh ich rauf auf den Berg oder mach eine kleine Radtour, geh extra lang mit Hörbuch spazieren oder mach eine Runde durch die Läden in der Stadt mit anschließender Kaffee und Kuchen Zeit nur für mich. Es regnet, deine Haare sind fettig und überhaupt können dich keine zehn Pferde aus der Jogginghose bringen? Dann mach doch eine Spa-Auszeit zuhause. Haare waschen inkl. Intensivmaske, Beine epilieren, Zehen neu lackieren, Gesichtsmaske und extra viel Lotion für den gesamten Körper dauern bei mir locker zwei Stunden, dazu eine Duftkerze und Zen-Musik und alles ist wieder gut, um erfolgreich in die zweite Tageshälfte zu starten.
WATCHLIST & SNACKS
Sehr selten habe ich Lust einen Film zu schauen, in erster Linie weil mir das Kino-Feeling fehlt und vor allem weil ich dann völlig überfordert bin, was ich mir den reinziehen könnte. Also hab ich mir vor kurzem einmal Zeit genommen und meine eigene Watchlist erstellt mit Filmen, die mich eigentlich schon lange interessieren und die mir dann aber nie einfallen, wenn ich spontan etwas schauen möchte. Auf meiner Watchlist sind aktuell 12 Filme aus verschiedenen Kategorien zu finden und in meinem Vorratsschrank gibt es immer irgendetwas zu knabbern, Oliven und Käse sind immer im Kühlschrank und der Weißwein ist sowieso immer eingekühlt. Es macht aber auch Spaß extra Nachos kaufen zu gehen oder mir ein echtes Cola wie früher zu besorgen.
Wenn ich nun manchmal das Gefühl habe, dass alle gerade mit ihren Partner:innen in einem tollen Restaurant sitzen oder zu zweit Drinks auf ihrem gemütlichen Balkon genießen, dann mache ich mir einen Filmabend deluxe und zelebriere meinen Film mit extra vielen Snacks und eventuell auch einer kühlenden Sheetmaske im Gesicht. Auch sehr angenehm, dass du mit niemandem über die Filmwahl diskutieren musst (wie ich das gehasst habe), auch nicht auf Pause drücken musst, wenn jemand anderer auf die Toilette muss und vor allem nicht durch Knuspergeräusche fremder Kiefer gestört wirst.
FREUNDINNENZEIT
Es ist schon echt mühsam, wenn all deine Freundinnen in Beziehung sind und du dich ständig wie das dritte Rad am Wagen fühlst. Als meine beste Freundin einen Freund hatte nach meiner Trennung (wir haben uns quasi abgeklatscht), war es anfangs sehr schwierig für mich, gemeinsame Zeit einzufordern, weil ich ihre Pärchenzeit nicht stören wollte und mich extrem bedürftig gefühlt habe. Sie hat mir berichtet, dass es ihr oft ganz ähnlich ging und es ist schon extrem komisch anzunehmen, dass Menschen, denen du wichtig bist, sich von dir gestört fühlen, aber das Ego ist eben machmal ein richtiges Miststück.
Ich glaube, dass es dringend normalisiert werden muss, dass Frauen, die in einer Beziehung sind, weiterhin mit Freundinnen Ausflüge machen, am Wochenende schick essen gehen und auch in den Urlaub fahren. Genauso gehört es ausgesprochen, dass es absolut nicht in Ordnung ist, Freundinnen links liegen zu lassen, sobald ein Mann da ist beziehungsweise sich überhaupt nur mehr zu treffen, wenn ER beschäftig oder weg ist. Nein, einfach nein, und wenn er alleine nichts mit sich anzufangen weiß, klammert und dir Vorwürfe macht, dann solltest du sowieso die rote Flagge wehen sehen und dich klar positionieren.
In vielen schweren Stunden hab ich meiner besten Freundin ein „ich brauch dich heute“ geschrieben und sie war immer da, egal ob der Freund zuhause war oder nicht. Es ist nicht immer einfach zuzugeben, dass du dich einsam fühlst und Zeit mit deinen Liebsten brauchst, aber es lohnt sich definitiv es zu kommunizieren und auch im Sommer viel mit Freundinnen zu planen.
ABENTEUER ALLEIN
Die Königinnendisziplin: Geh alleine die Welt erkunden. Das mit Abstand Dämlichste, was du als Single tun kannst, ist das Leben zu verpassen und nicht zu verreisen, nur weil niemand Zeit hat, mit dir in den Urlaub zu fahren. Ich weiß es ist gruselig und ich verstehe, dass es schwer ist, vor anderen laut zu sagen, dass du alleine (vor allem als Frau) verreist, aber das Einzige, was du empfinden solltest ist Stolz und Vorfreude. Noch nie hab ich mir gedacht „krass, die Arme muss GANZ ALLEINE unterwegs sein“, sondern ich war immer beeindruckt und inspiriert.
Inzwischen war ich zweimal mehrere Tage alleine in einer Stadt und ich glaube Städtetrips, eventuell sogar irgendwo am Meer, sind sehr angenehm, um den Einstieg ins Alleinreisen zu finden. Nach Barcelona würd ich jederzeit alleine fliegen, ebenso sind viele italienische Städte perfekt für Singletrips, da es viel zu sehen und zu erleben gibt und die Städte so voller Leben sind, dass du dich nicht einsam fühlen wirst. Alles ist eine Frage der Übung und der Einstellung, inzwischen empfinde ich ein Abendessen alleine nicht mehr als komisch, ebenso wenig alleine an einem Strand zu liegen. Trau dich!
Ich gönn mir diesen Sommer ein Yogaretreat und anschließend ein paar Tage in Málaga alleine, 10 Tage nur ich und fremde Menschen wird spannend, aber ich freu mich riesig drauf. Auch hier gibt es einfach ein unnötiges Stigma, dass alleinreisende Frauen bemitleidenswert sind, nein, sie machen einfach nur ihr Ding und lassen sich nicht von gesellschaftlichen Vorstellungen und Beziehungsplanung zurückhalten. Es ist halt alles scheiße teuer alleine, aber andere müssen gerade Windeln und Co. kaufen, gönn dir!
Das wird jetzt mein zweiter Sommer als Single und ich hab vor, meinen Horizont im Vergleich zum letzten Jahr noch um einiges zu erweitern. Ich wünsche dir, liebe Leserin, dass du deinen Sommer so genießt und deine Tage so lebst, wie du sie dir verdient hast: voller Abenteuer, Selbstliebe und Dolce Vita. Sollte es sich doch einmal schwerer anfühlen, dann hoffe ich sehr, dass ich dich mit meinen Tipps inspirieren und dir eine kleine Stütze sein konnte.
Ich verabschiede mich hiermit in die Sommerpause, danke fürs Lesen, Liken (mach’s doch gleich) und Kommentieren (geht jetzt sogar anonym und ohne Anmeldung). Wäre schön, von deinen Erfahrungen zu lesen und wenn du bestimmte Themenwünsche hast, kannst du mir diese auch gern schreiben.
VIEL LIEBE und CIAO mit AU.
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