Puhh…meine kleine Pause war länger als angenommen und die Wochen sind im Schnellschritt an mir vorbeigezogen. An vielen Tage habe ich mir gedacht, dass ich jetzt wieder anfangen könnte zu schreiben, aber das Impostor ist ein Luder und ich hatte wirklich Respekt vor dem ersten Beitrag nach einer so langen Zeit. Was, wenn es niemanden mehr interessiert? Was, wenn ich zu lange weg war? Was, wenn die ersten Zeilen nicht gut genug sind. Und vor allem was, wenn es gar nichts zu erzählen gibt, weil eh nichts passiert ist?
Tja, es ist wirklich nichts Spannendes passiert, ich hab die letzten Wochen überlebt und das reicht vorerst. Das heißt nicht, dass ich täglich nur am Kämpfen war und ein schwarzer Tag den nächsten gejagt hätte, nein, ich hatte auch schöne Stunden und tolle Erlebnisse! Die Gesamtsituation war einfach erdrückend, ist sie noch immer. Wenn ich mir die nächsten drei Wochen ansehe, möchte ich am liebsten ins Bett kriechen und drei Trillionen Stunden Netflix schauen, aber ich hab auch gemerkt, dass ich das Schreiben sehr vermisse und am falschen Ende zurückgeschraubt habe. Also – ich bin zurück und heute möchte ich mit euch teilen, was mich in letzter Zeit beschäftigt hat!
Zwischen Herzrasen und Lethargie
Kennt das jemand? Je länger meine Aufgabenliste wird und je mehr ich zu erledigen habe, desto lethargischer werden mein Körper und mein Geist. Manchmal müsste ich laut über mich selbst lachen, wenn ich um drei Uhr von der Schule nach Hause gehe und mir ausrechne, wie viele Stunden ich jetzt Zeit habe, um alles Mögliche zu tun. Die Realität ist, dass ich dann herumtümple und stundenlang gar nichts auf die Reihe bekomme, außer angespannt auf meinen Kalender zu starren oder eine Liste zu schreiben, die später unberührt bleibt.
An vielen Nachmittagen und Abenden ist bei mir in letzter Zeit gar nichts passiert, ich bin nicht weinend auf dem Sofa gesessen, aber ich hab auch nicht unbeschwert mit meinen Schuhe gespielt. Die Stunden sind einfach verstrichen, während ich versucht habe, die Gedanken, Ängste und Überforderungsgefühle in Zaum zu halten und gar keine großen Ups und Downs zuzulassen. Das hat aber auch dazu geführt, dass sich alles grau in grau angefühlt hat, weil ich eben eine Frau der Emotionen bin und gerne ein wenig über die Stränge schlage, in beide Richtungen. Irgendwann klopfen sie dann sowieso wieder an, die Monster, die sich hinterm Vorhang versteckt halten und in den schwachen Momenten haben sie wieder zu erhöhtem Puls, Herzrasen und Panik geführt.
Samstagabend – Erwartung vs Realität
Jaja, der Samstagabend, was sich in einer Beziehung wie jeder andere Abend anfühlt, ist als Singlefrau der Endgegner, vor allem in geschwächten Zeiten. Bereits mittags werde ich dann unruhig, weil für abends nichts geplant ist und ich Angst habe, alleine zuhause zu sitzen. Der Clou dabei ist, dass ich eigentlich fertig von der Woche bin und einen ruhigen Abend für mich gebrauchen könnte. Alles in mir schreit nach Sofa und Film, aber anstatt darauf zu hören, habe ich Angst davor, als Einzige (AlLe AnDErEN MAcHEN BeSTImMT DiE TOlLStEN SaChEn) in meinen vier Wänden zu versauern. Als Folge auch die vermeintliche Gewissheit, dass ich niemanden kennenlerne, wenn ich nicht rausgehe. Naja, die Historie zeigt, dass ich ungefähr 5% meiner männlichen Bekanntschaften an einem Samstagabend begegnet bin – lächerlich & verschmerzbar.
„Wer zuhause bleibt erlebt nichts!“ – „Ähm, doch – sich selbst!“
Das Gemeine ist, dass ich den Samstagabend dann so oder so nicht genießen kann, lose-lose. Ich hatte schon die Abende, an denen ich mit irgendjemandem in einer Bar saß, nur um nicht alleine zuhause zu sein, und mir zu jeder Sekunde gewünscht hätte, in meinem Bett zu liegen und umgekehrt kann ich keine Minute dort genießen, weil ich draußen mein bestes Leben zelebrieren müsste. Erwartungen, Erwartungen und der ständige Blick zu den anderen. „Vergleich ist der erste Schritt zum Unglück“ hab ich neulich gelesen und da ist sehr viel Wahres dabei.
Leere Hüllen & bunte Füllungen
Was für mich passt, muss nicht für andere passen und damit kann ich ganz schwer umgehen. Es gibt enorm viele Dinge, die in unserer Gesellschaft als „angemessen“ oder „spaßig“ angesehen werden, die mir null Freude bereiten. Es füllt und erfüllt mich nicht, am Christkindlmarkt Glühwein zu trinken, oder in einer Apres-Ski-Bar zu sitzen, ich mag keine großen Partys, sitze in meiner Mittagspause nicht gern mit anderen zusammen und vermeide jede berufliche Einladung zu einem „netten Beisammensein“. After-Work Drinks in der Stadt finde ich furchtbar, ebenso jede längere Konversation mit Menschen, die mir nicht wirklich nahestehen.
Ich bin gerne allein, ich schaue gerne Filme oder gehe eine Runde spazieren. Ich bevorzuge schicke Restaurants in denen die Musik nicht zu laut ist und ich liebe Unterhaltungen, in denen sich die Menschen richtig zeigen. Es füllt mich meine Wohnung aufzuräumen und mein Instrument zu üben oder mit meinen Outfits zu spielen und dabei Podcasts zu hören.
Immer weniger bin ich bereit, meine Zeit mit Dingen und Menschen zu verbringen, die nicht zu mir passen und nur nach außen hin gut aussehen. Ich hab das viel mit meiner Psychologin besprochen und inzwischen fühl ich mich wohler mit dem Gedanken, dass mein Samstagabend dem Klischee einer alten Jungfer oder Crazy Catlady entspricht. Auch bei anderen bin ich dahingehend feinfühliger geworden und es erschreckt mich und macht mich traurig, wenn ich sehe, wie viele ihr Leben als leere Hüllen verbringen und kein Bewusstsein dafür haben, was sie eigentlich glücklich macht und aufrichtig füllt.
Das mag alles sehr pathetisch klingen, aber es stimmt nunmal, dass wir nur dieses eine Leben haben und es gilt, diese wertvolle Zeit nicht mit den falschen Dingen, Menschen und Beziehungen zu verbringen. Deine Füllung kann ganz anders aussehen als meine, Hauptsache du folgst deinen eigenen Bedürfnissen und lebst in allen Farben. Der erste Schritt dazu ist, sich selbst kennenzulernen und das geht am besten, wenn frau alleine ist und ins eigene Spüren kommt. Ich wusste jahrelang nicht, was mir Freude macht, weil ich so getrieben war von den Vorstellungen anderer. Auch jetzt hab ich noch mit den Erwartungen zu kämpfen, aber immerhin spüre ich sofort, wenn sich etwas oder jemand nicht mehr stimmig anfühlt und ich mehr will. Es ist schwierig auf sich selbst zu hören und noch schwieriger ist es, die eigenen Grenzen zu setzen. Niemand sagt gerne nein zu Kolleg:innen oder verabschiedet sich um elf unter den Blicken der anderen von der Party, aber viel furchtbarer ist es doch einzuwilligen oder zu bleiben, obwohl es sich leer anfühlt.
„Bunt, bunt, bunt sind alle meine Tage“
Ich möchte das nicht mehr und ich setze alles daran, meine Freizeit stimmig zu füllen, egal wie das für andere aussieht. Graue Verpflichtungen hab ich ohnehin genug, der Rest soll in bunten Farben erstrahlen. Auch das heißt wiederum nicht, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, aber es lohnt sich, mehr dem Eigenen nachzugehen und das „sollte“ aus dem Kopf zu verbannen.
Nachdem ich hier jetzt große Töne gespuckt habe, kann ich euch gleich verraten, dass ich diese Woche bei einem Schulessen war, auf das ich eigentlich keine Lust hatte, den Maturaball besuche, obwohl ich davor ein Konzert spiele und danach streichfähig bin und nach wie vor in einer Whatsapp-Gruppe bin, die mich rund um die Uhr nervt. Babysteps, Erkenntnis ist der erste Weg zur fucking Besserung.
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