Tja, joke’s on me. Vor zwei Wochen dachte ich tatsächlich, dass ich endgültig in meine schöne neue Wohnung ziehen kann, dass die Monate des Planens, Aussuchens und Einrichtens ein Ende haben und ich pünktlich zu Ferienbeginn meine eigenen vier Wände genießen und diesen Meilenstein zelebrieren kann. Das Schicksal hatte andere Pläne: Ein geplatztes Ventil in der Wohnung über mir und ein gigantischer Wasserschaden, der sich durchs gesamte Gebäude zieht. In Filmen tut so etwas einfach nur weh, in der Realität tut’s noch ein bisschen weher!
Das Leben und seine Gemeinheiten!
Letzten Samstag habe ich meine letzten zwei Kartons gepackt, bin mit meinen Eltern ins Auto gestiegen und losgefahren, um ganz offiziell und nach drei anstrengenden Monaten, in denen ich jedes Wochenende mit Arbeiten in der Wohnung verbracht habe, auszuziehen. In Innsbruck angekommen, haben wir bemerkt, dass es in der Garage tropft, aber wir dachten uns nichts weiter dabei, vielleicht ein undichtes Rohr im Untergeschoß. Nope, falsch gedacht. Im Stiegenhaus wurde mir bereits mulmig, das Licht ging nicht, überall war Wasser am Boden, der Lift außer Betrieb. Rauf ins Erdgeschoß, alles nass, in den ersten Stock, Handtücher vor den Türen, in den zweiten Stock, es tropft von der Decke und schlussendlich in den dritten Stock, wo auch der Boden nass war. An die nächsten Minuten kann ich mich nur düster erinnern, aber ich weiß noch das Gefühl, als ich die Tür geöffnet habe. Dieses Herzrasen ausgelöst durch Hoffnung und Angst und die niederschmetternde Erkenntnis, dass meine halbe Wohnung von Wasser bedeckt ist, es aus der Decke tropft und der Traum geplatzt ist, bevor er überhaupt anfing.
So muss es sich anfühlen, wenn frau am Altar stehengelassen wird. All die Monate, die Arbeit, das Planen, die Vorfreude, die vermeintliche Sicherheit und puff – du musst wieder von vorne anfangen. Viel schlimmer noch, du musst vorher die Scherben zusammenkehren und dann noch einmal neu beginnen. Ich hatte beinahe ein Déjà-vu, weil ich schon einmal Monate an einer Wohnung (großteils alleine möchte ich hier betonen) getüftelt habe, und dann, als ich endlich das Gefühl hatte, dass alles fertig ist, mein Ex bemerkt hat, dass er einfach nicht so der Beziehungstyp ist. Er saß im gemachten Nest und ich musste ausziehen und wieder bei Null loslegen.
Inkompetenz und Empathielosigkeit vom Feinsten!
Ich hab Tage gebraucht, um die ganze Situation zu realisieren, konnte anfangs nicht einmal weinen. Es war wie ein Schockzustand und die kommenden Tage waren durchzogen von viel Ärger und Ungläubigkeit, vor allem darüber, wie sich die Zuständigen benommen haben und wie wenig Unterstützung (nämlich keine) von Seiten des Wohnbauträgers (Schlüsselübergabe war vor 3 Monaten), der Hausverwaltung und der Installationsfirma (die Verantwortlichen) kam. Am Mittwoch stand ich mit sechs Männern – zwei von der Hausverwaltung Zima, ein Gutachter, der Eigentümer der Installationsfirma Eberharter, der Projektleiter der Moser Wohnbau GmbH sowie der Sanierungsbeauftragte – auf meinem Balkon, weil wir uns aufgrund der Lautstärke der Entfeuchtungsgeräte in der Wohnung nicht mehr unterhalten konnten. Auf die Frage, wo ich denn jetzt wohnen solle und welche Kosten für Nächtigungen die fremde Haftpflichtversicherung zahlen würde, standen alle achselzuckend da. Nicht von einer zuständigen Person kam irgendein emphatischer Zuspruch oder eine Art von brauchbarer Hilfe.
Die Mail, dass es einen Wasserschaden gibt, kam Montagmorgen gegen 9 Uhr, zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 48 Stunden vergangen, sowohl Bauträger als auch die Hausverwaltung wussten seit Samstagfrüh Bescheid und haben niemanden informiert geschweige denn versucht, die Bewohner:innen, welche wortwörtlich im Regen standen, zu unterstützen. In dieser Wohnung kann im Moment niemand wohnen. Es hängen Schläuche von der Decke, in meinen Boden wurden Löcher gebohrt und die Lautstärke der Geräte entspricht etwa drei schleudernden Waschmaschinen. Ich hab so eine Wut im Buch, dass ich allen beteiligten Firmen viel böses Karma schicke, aber wir wissen alle, dass die Welt nicht so funktioniert und das Leben willkürlich Herausforderungen verteilt.
Und jetzt?
Ja, jetzt muss ich schauen, dass ich mich über Wasser halten kann (haha). Nein echt, es waren ein paar richtig düstere Stunden dabei, Mitte der Woche hab ich so lange geweint, dass ich am Donnerstag einen Muskelkater hatte. Ich hadere mit diesem Schicksal, mit dem unsagbaren Pech, dass es genau die Wohnung über mir sein hat müssen, dass es Freitagnacht sein musste, wo der Eigentümer nicht zuhause war, dass es genau an diesem einen Wochenende passieren musste und dass ich jetzt über Wochen noch einmal die Kraft und die Zeit aufbringen muss, um diesen Traum vom Eigenheim Wirklichkeit werden zu lassen. Wäre ich gerade in einer Hochphase, würde ich die ganze Sache vielleicht besser wegstecken, aber die letzten Monate – ihr habt’s gelesen – waren echt kein Zuckerschlecken und diese Wohnung war ein bisschen mein Anker, den es jetzt weggespült hat (die Wortspiele sind endlos). In diesen letzten Tagen hat sich auch gut gezeigt, wer mein Sicherheitsnetz ist und welche Freund:innen für mich da sind, wenn’s schwer wird. Es sind viele wohlwollende Nachrichten in meinem Postfach gelandet, aber auch viele haben mit Schweigen geglänzt.
Wer meint, dass so ein Wasserschaden keine große Sache ist, soll sein gesamtes Erspartes in eine Wohnung stecken, über ein Jahr immer wieder Entscheidungen treffen, den Kreditraten beim Steigen zusehen, Wochenende um Wochenende Zeit, Kraft und Nerven in den Aufbau von Möbeln und den Umzug stecken, um dann von einer Nacht auf die andere praktisch auf der Straße zu stehen, mit dem Wissen, dass alles wieder raus und saniert werden muss – und das alleine. Aber hej, ich hab 5 Jahre meines Lebens meine Liebe einem Mann geschenkt, der die emotionale Reife eines 15-Jährigen hat und wenn’s drauf ankommt, den Mund nicht aufbringt, auf die harte Tour ist praktisch mein Spezialgebiet. Es wird jetzt dauern und es wird schwierig und nervenaufreibend werden, aber diese Wohnung wird meine Oase und mein Glück – ich hab gerade erst die Segel gesetzt, ein bisschen Wellengang wird mich nicht vom Kurs abbringen.
Nun, ich bin aber auch vorsichtig und möchte nicht mehr ganz unten ankommen, wo ich vor Jahren schon einmal war. Am Montag hab ich einen Termin an der psychiatrischen Ambulanz, ich will mich beraten und auch medikamentös unterstützen lassen. Das kommt mir selbst etwas befremdlich vor, aber bei Regel- oder Kopfschmerzen nehme ich sofort eine Ibu, weil ich nicht leiden möchte, meine Seele ist strapaziert, ich möchte mich nicht mehr quälen als nötig. Ich weiß, dass ich auch diese Krise bewältigen kann, aber ich bin nicht mehr gewillt, es um jeden Preis alleine zu tun. Wenn das Wasser bis zum Hals steht, gilt es sich nach Rettungsbojen umzuschauen.
Ich weiß auch, dass ich furchtbar privilegiert bin, überhaupt in so einer Situation zu sein, endlos froh sein muss, dass niemandem etwas passiert ist und es sich hier in erster Linie um einen materiellen Schaden handelt, aber ja, die Wohnung ist ein Stückchen Freiheit und Unabhängigkeit für mich, etwas, was ich nur für mich gewagt habe, ein Projekt mit viel Herzblut – es tut einfach weh.
So meine Lieben, ich hätte euch heute gerne von meinem Wohnglück erzählt, aber diedreißigerin geht im Chaos in die Sommerpause. Wir hören uns dann im September wieder, ich wünsch euch einen schönen Sommer und eine gute Zeit, egal wo und mit wem. Für mich ist’s der vierte Sommer in Folge als Singlefrau und die Männerwelt könnte mich im Moment nicht weniger interessieren. Nächste Woche geht’s in die Toskana, Dolce Vita, ihr wisst Bescheid.
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DANKE & CIAO
xxx
Einfach unfassbar was dir passiert ist. Nach Regen folgt Sonnenschein......ich wünsche dir alles Glück dieser Erde 🌎 ❤️
😲😥 schöne Sommerpause 🤗
Wie unfassbar, so ein Pech aber auch, das hast du nicht verdient! Ich hab dir gerade ein Käffchen spendiert!! Dankeschön für deine ganzen Posts bis jetzt 🥹