Tja, es war wieder soweit, ich wurde ein Jahr älter und rund um diesen halbrunden Geburtstag ist viel passiert, so viel, dass ich eigentlich keine Lust und Zeit zu feiern hatte. Das Gute daran war, dass auch meine Gedanken zu müde waren, um in irgendeine fiese Richtung abzuwandern, sie sind nämlich definitiv nicht einfach, diese Geburtstage in den 30ern, vor allem als Singlefrau. Nun, es ist wie es ist, die Jahre vergehen und das Leben ist ständig in Bewegung, aufregend eigentlich.
Offiziell Mitte Dreißig!
Jaja, ich bin offiziell in der Mitte der Dreißiger angekommen und mit jedem Tag bin ich ab jetzt näher an Vierzig dran als an meinem geliebten Dreißiger. Stresst mich diese Zahl? Ein bisschen vielleicht, aber vor allem, weil die Jahre so schnell vorbeiziehen, es ist fast ein bisschen gruselig. Mein Geburtstag fiel dieses Jahr – wie auch schon so oft in meiner Kindheit, ich hab’s gehasst – auf Ostern bzw. auf den Dienstag nach dem Ostermontag. Am Freitag davor war ich mit meinen Eltern essen, wir waren zwar alle müde und mäßig motiviert, aber es war wirklich ein sehr schöner Abend und ich möchte dieses Tradition nicht mehr missen.
Der Geburtstag selbst war unspektakulär, ich war mit meiner besten Freundin frühstücken und danach bin ich schlicht und einfach arbeiten gegangen. Am Vortag gab es eine Osterjause zuhause, bei der mein Bruder mit Familie da war und mir von den süßesten Speckhandis ein Geschenk überreicht wurde (hab dann das ganze Baby genommen, weil sie die Schnur nicht loslassen wollte, hihi). Am darauffolgenden Wochenende bin ich dann noch mit zwei Freundinnen essen gegangen, dieser Abend war Psychohygiene vom Feinsten, es gab Antipasti, Pasta, Dolce und den besten Vino – Dolce Vita eben. Nichts macht mich glücklicher als von tollen Frauen umgeben zu sein und diese zwei lieb ich ganz besonders. Fünfunddreißig, ich bin bereit.
Ein neues Kapitel und große Gefühle!
In der Woche vor meinem Geburtstag ist etwas sehr Aufregendes passiert: Ich hab die Schlüssel zu meinem Eigenheim bekommen. Recht spontan und früher als erwartet durfte ich meine Tür aufsperren und mich in meinem Zuhause umsehen. Das waren große Gefühle, große Gefühle in alle Richtungen, diese Wände bedeuten so viel mehr als nur neuer Wohnrraum, diese Wohnung bedeutet Freiheit, Heilung und Verantwortung für mich selbst. Ich bin nach wie vor nervös, wenn ich an den Kredit, die schlechte Zinslage und meine Fixkosten denke, aber ich bin auch unglaublich stolz und glücklich, dass ich aufgehört habe auf jemanden zu warten, der vielleicht nie kommt, und mir selbst ein Zuhause schaffe.
Es steht viel Arbeit an und die Fortschritte sind schleppend, aber ich übe mich in Geduld und freue mich über jede montierte Lampe, jede gestrichenen Wand und jedes saubere Fenster. Diese Wohnung darf wachsen, es muss nicht alles sofort sein, und ich kann’s kaum erwarten, wenn ich den ersten Sonntagmorgen auf der Couch liege und in meinem Buch lese oder das erste Mal mit meinen Freundinnen auf dem Balkon sitze und wir Prosecco schlürfen. Ein neues Kapitel steht an, es gilt das alte gut abzuschließen und die neuen Seiten mit schönen Erinnerungen zu füllen.
Und sonst so?
Ja – Umziehen ist die Hölle. Ich bin unendlich dankbar, dass ich bald in dieser Wohnung leben darf, aber ich bin auch ziemlich am Ende meiner Kräfte. Es ist im Moment alles viel, die Schule, die Musikschule, die Vorstellungen in den Kammerspielen und die Organisation des Umzugs. Es fehlt an allen Ecken und Enden und bis vor kurzem hatte ich mit einer dezenten Lethargie zu kämpfen, ich wollte einfach keine Entscheidungen für die Wohnung treffen und bin nicht ins Tun gekommen. Von der Waschmaschine über die Matratze bis hin zum Geschirr hat alles gefehlt, es fehlt noch immer viel und die Liste ist einen Kilometer lang, aber es wird.
Und sonst? Sonst geht das Leben eben weiter, die nächste Hochzeitseinladung von einer Freundin kam dahergeflattert, mein Bruder heiratet auch in Kürze und mir fehlt sogar die Energie zu swipen. Mein neues Lebensjahr werde ich vermutlich weiter als Singlefrau verbringen und so herausfordernd das auch manchmal sein mag (ganz besonders auf Hochzeiten), so sehr freue ich mich auch auf die nächsten Monate allein, ihr wisst Bescheid – ich hab vor mein bestes Leben zu leben.
Von außen sieht immer alles so einfach und glamourös aus. Oft habe ich ein „wie bekommst du das alles unter einen Hut?“ in den letzten Wochen gehört. Ähm, gar nicht. Ich ernähre mich im Moment in erster Linie von Broten und Schokolade, mein Sportpensum ist praktisch auf Null, ich schlafe schlecht, meine Haut rächt sich an mir und ich trinke zu viel Kaffee. Regelmäßig kommen mir einfach so die Tränen, weil alles zu viel ist und auch meine Synapsen endlich damit klarkommen müssen, dass ich ab jetzt wieder alleine wohne und eben nicht alles so ist, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Es ist verdammt schwer, zu akzeptieren, dass das Leben nicht fair ist und andere viel weiter sind und ich dennoch so privilegiert bin und mich definitiv nicht beschweren dürfte. Ich gehe seit einigen Wochen wieder zur Therapie und das tut ungemein gut, es ist und bleibt Arbeit.
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