She is back! Eigentlich wollt ich Anfang September wieder mit dem Schreiben starten, aber das Leben kam dazwischen, ihr wisst Bescheid. Als ihr das letzte Mal von mir gehört habt, war ich am emotionalen und körperlichen Tiefpunkt, der gigantische Wasserschaden in meiner nagelneuen Wohnung hat mir wortwörtlich den Boden unter den Füßen weggespült und die letzten Monate waren ohne Frage herausfordernd, nicht nur wegen der erneuten Baustelle, sondern weil ich am Ende bin – am Ende mit jeglichem Drama. Ich hab’s gesehen, dutzende Male ausprobiert und ich bin bereit für ein gleichmäßig dahinplätscherndes Leben, ich will Langeweile spüren und das befremdliche Gefühl, dass alles einfach flutscht, ohne viel Anstrengung und ohne Tränen. Aber naja, zuerst mehr zum Sommer.
Dolce Vita, here I come!
Was macht frau wenn die Wohnung unter Wasser stand, in den Boden und die Decke gebohrt wurde und es mit den Trockengeräten gefühlt 50 Grad hat? Genau – nach Italien fahren. Meine Freundin und ich sind gleich zu Beginn der Ferien in den Zug gestiegen, haben uns in Bologna ein Mietauto genommen und sind nach Siena gedüst, unsere erste Station des Toskanaurlaubs. Und ja, vermutlich kann frau von der Realität nicht davonlaufen, aber sie ein wenig zurücklassen und vergessen? – das geht auf alle Fälle. Ein bisschen Pasta, ein bisschen Vino, schöne Städtchen und viel Zeit mit meiner Bestie haben sofort dazu geführt, dass ich kaum noch an die Wohnung gedacht habe und sich mein Nervensystem ein bisschen beruhigt hat.
Nach Siena ging’s nach Grossetto ans Meer und zuletzt noch für drei Tage zu einem wunderschönen Palazzo inmitten von Weinbergen, wo wir so richtig die Seele baumeln lassen konnten. Diese Woche war wirklich heilsam, ich hab mich selbst mit einer neuen Tasche und Schuhen getröstet und zuhause angekommen, bin ich direkt zurück zu meinen Eltern gezogen. Zurück zum Anfang.
Männer und andere Hindernisse!
Wie erwartet waren in diesem ganzen Sanierungsprozess nur Männer Ansprechpartner und einer war herablassender als der andere, eine Ausnahme waren die Arbeiter auf der Baustelle, die sogar einmal ein mitfühlendes Wort gefunden haben. Letztendlich war alles ein Streit, ich musste streiten, dass der ganze Boden neu gemacht wird, dass alles ausgemalen wird, dass die Decke komplett gespachtelt wird etc. Es war mühsam und kräfteraubend und teilweise war ich so an der Grenze, dass ich körperliche Symptome wie Augenzucken, Schluckauf etc. hatte. Es will mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum Firmen, die sowieso alles von der Versicherung kompensiert bekommen und deren Arbeit voll bezahlt wird, nur den minimalen Aufwand leisten wollen und dich als Frau sowieso alle für blöd verkaufen.
Also musste ich sehr schnell meinen freundlichen gegen einen sehr fordernden und bestimmten Ton tauschen, dutzende Mal „Nein“ sagen, mit einem Anwalt drohen und ständig für alle Zuständigen unbequem sein. Vermutlich hatte ich schon ein Rufezeichen bei meinem Namen auf deren Liste, aber who cares. Es hat alles in mir gefordert, aber ich hab auf meine Ansprüche bestanden und im Endeffekt alles bekommen. Im August hab ich vor Zorn einmal so fest mit der flachen Hand auf den Boden geschlagen, dass ich fünf Tage lang blau war. Aber meine Therapeutin hat gesagt: „Besser alles raus als rein!“
Aber ja, im ganzen Kauf- und Bauprozess und jetzt vor allem in diesem Sanierungsprozess ist mit ganz bitter vor Augen geführt worden, wie weit wir von einer Gleichberechtigung entfernt sein. Ich kann die klügste und bestinformierteste Person in einem Raum voller Männer sein, meine Worte zählen nur die Hälfte und das, obwohl ich mich doppelt so fest anstrenge. Es frustriert mich maßlos, noch viel mehr, weil ich weiß, dass derartige Ungerechtigkeiten nur die Spitze des Eisbergs sind.
Drama Lama!
Tja, und Drama gab’s nicht nur im Wohnungsbereich, sondern auch im Freundeskreis. Eine Freundin hat sich nach einer Meinungsverschiedenheit aus meinem Leben verabschiedet, einfach so und es macht mich immer wieder sprachlos, wie leichtfertig manche Menschen Beziehungen, egal welcher Art, wegschmeißen. Das ist jetzt das dritte Mal, dass mir das passiert und versteht mich nicht falsch, das Wege auseinander gehen und Freundschaften sich verändern bzw. sich verlaufen, ist mir sonnenklar, aber dass ein Streit reicht, um die Konversation endgültig mit „Alles Gute“ zu beenden, dass will mir nicht einleuchten.
Wünsche ich dann jemandem alles Gute? Ich glaube nicht, ich war enttäuscht und böse, weil wieviel kann eine Freundschaft wert gewesen sein, wenn sie so schnell beendet wird. Es tut mir leid um meine Stunden, die ich investiert habe, die Telefongespräche, die ich trotz privatem Stress geführt habe und vor allem um meine Emotionen, die ich in die andere Person gesteckt habe. Gerade noch haben wir auf ihren Geburtstag angestoßen und dann adieu? Satz mit x, war wohl nix. Ich glaub, eine meiner schönsten und schmerzhaftesten Qualitäten ist, dass ich schneller verzeihe als jemand sorry sagen kann und an Menschen festhalte. Lektion gelernt, aber eigentlich will ich sie gar nicht lernen…
Und jetzt?
Aber ja, Selfcare war nach diesen ganzen Strapazen angesagt. Kurz nach Fertigstellung meiner Baustelle bin ich mit einer Freundin nach Kroatien gedüst, um ein paar Tage am Meer auszuspannen. Wir haben gut gegessen, viel gelacht und die letzten heißen Sommertage genossen. Eine Woche später bin ich wieder in meine Wohnung gezogen und seitdem versuche ich, trotz Schulstart, die Tage gemütlich zu gestalten und viel Zeit in meinen eigenen vier Wänden zu verbringen – ENDLICH!
Aber das Trauma sitzt tief, jedes Mal wenn ich die Eingangstür öffne, hab ich Angst, dass Wasser von der Decke tropft. Diese Bilder haben sich fest in mein Hirn gebrannt und es wird vermutlich noch ein Weilchen dauern, bis ich wieder Vertrauen fasse, dass alles gut ist und nicht der nächste Schicksalsschlag an die Tür klopft. Viel schlafen, täglich bewegen und Freude in den kleinen Dinge suchen: Ich gehe zurück zu den Basics und versuch meine Routine wiederzufinden und mich an meinem Zuhause zu erfreuen. Neuanfang – von vorne wieder anfangen – wie passend.
Bald ist die letzte Kiste ausgepackt, das letzte Möbelstück zusammengebaut und die letzte Entscheidung getroffen. Natürlich steht mir noch der ganze Versicherungskram bevor, aber das tangiert mich im Moment minimal. Ich will Bilder aufhängen, Schubladen einräumen, Kaffee auf der Couch trinken und aus dem Fenster starren. Hallo Herbst, ich bin bereit für das Einkuschelwetter, bereit für Duftkerzen, bereit für Zeit für mich, bereit für dieses neue Kapitel.
Alles Gute und viel Glück😘
Genieß deine Wohnung, mehr als verdient!!