Alle Jahre wieder…ja, alle Jahre wieder kann die Weihnachtszeit einfach ein bisschen schwierig sein, vor allem wenn frau nicht ganz dort ist, wo sie sein möchte. Ich hab letzte Woche schon ein paar Ideen für Freund:innen mit euch geteilt, die helfen sollen, Freundschaften zu stärken und die besinnlichen Tage ein Stückchen schöner zu machen. Alles was ich hier schreibe, findet auch wirklich statt bzw. ich versuche, so authentisch und ehrlich wie möglich zu sein. Die letzten Wochen waren spannend, es hat sich wieder einiges getan, was ich mit euch teilen möchte. Dazu fand gestern der alljährliche Weihnachtsausflug mit meiner Bestie statt, davon will ich natürlich auch berichten.
Ilse&Frieda in Salzi on Tour!
Seit 2018 fahren meine beste Freundin, aka Frieda, und ich, aka Ilse, (fragt mich nicht, wie wir zu diesen Namen gekommen sind, seit einem unserer ersten Urlaube sind das unsere Alter Egos) in der Adventszeit zusammen weg, gestern waren wir für einen Tag in Salzburg und haben jede Minute in der Stadt genossen, die vor nicht allzu langer Zeit (eeeeeewig!) unser Zuhause war.
Angefangen hat unser schöner Tag mit einem Frühstück im 220Grad, wie hab ich mich nach diesem Kaffee und dem Basilikumzopf gesehnt. Danach sind wir auf den Mönchsberg spaziert, durch die Getreidegasse geschlendert, haben jeden Concept Store (viele!) erkundet und es uns bei Kaffee und Kuchen gemütlich gemacht, die Stunden sind nur so verflogen.
Vorm Abendessen beim Mexikaner haben wir dem Mozarteum einen Besuch abgestattet, sind auf der Außenterrasse unserer einstigen Uni gestanden und haben den ersten Schneeflocken beim Fallen zugesehen. Ich hab den vierten Stock besucht und bin vor meinem alten Unterrichtszimmer gestanden, unglaublich wie oft ich dort war und wieviele Stunden ich überhaupt in diesem wunderschönen Gebäude verbracht habe. Arm in Arm bin ich mit meiner besten Freundin die Haupttreppe hinunter spaziert, wir konnten uns kaum halten vor Lachen bei den Gedanken an alte Zeiten und gleichzeitig hab ich ein Tränchen verdrückt. Die Zeit in Salzburg gehört zur schönsten meines Lebens, damals gab es nur mich und meine Flöte, alles war unbeschwert und ich hab jede Sekunde geliebt und rückblickend zu wenig genossen.
Auf diesen Stufen hat unsere Freundschaft begonnen, ohne Salzburg gäbe es kein Ilse&Frieda, es gäbe keine Abenteuerreisen, keine Mittwochdates, keine Sonntagsspaziergänge und keine Städtetrips – wie schön, dass wir uns dort gefunden haben! Manche lernen ihre Partner:innen im Studium kennen, ich hab meine beste Freundin getroffen und aus heutiger Sicht würde ich nicht tauschen wollen. Zwölf Stunden in Salzburg, um unsere 10-jährige Freundschaft zu zelebrieren, es war ein Träumchen!
Ich bin Single und glücklich, endlich…
Heute bin ich ein wenig sentimental, es ist schon alles ein bisschen gemein. Wie gerne würde ich in der Zeit zurückgehen und meine Studienjahre noch einmal erleben, mit heutigem Intellekt und Selbstbewusstsein. Damals wusste ich überhaupt nicht wer ich bin, mein Alltag war einfach, weil ich nicht zu viel über Dinge nachdachte, aber auch sehr von der Außenwelt bestimmt, weil ich mich kaum gezeigt habe.
Den Großteil meiner Studienjahren war ich Single, ich hab das geliebt und empfand Beziehungen immer als eine Art Bremse, die mich auf meinem Weg aufhalten. Als plötzlich der Dreier vor der Zahl stand, sah das anders aus. Wie erleichtert ich war, dass ich in das dritte Jahrzehnt als Teil eines Paares gehen konnte – „geschafft“, wieder einen Meilenstein erledigt. Vorher ging es nur um mich, meine Meilensteine, meine Karriere, auf einmal richtet sich das Leben anders aus. Alle heiraten, bekommen Kinder und kaufen Wohnungen, alles passiert nur mehr zu zweit.
Vielleicht hat sich deshalb die Trennung mit 31 so unglaublich furchtbar angefühlt, es war nicht nur der Verlust eines Menschen, den ich sehr geliebt habe, es war auch der Verlust der Sicherheit, diesen eine Meilenstein, der in diesem Alter so wichtig zu sein scheint, erreicht zu haben. Als ob ich Jahre lang studiert und alles investiert hätte und dann wird mir das Abschlusszeugnis doch nicht ausgestellt, wieder zurück an den Anfang.
Ich sehe das jetzt ganz deutlich, weil die letzten zwei Jahre von einem Wunsch bestimmt waren: Ich brauche jemanden, der mich wieder heil macht, der mir den Meilenstein zurückgibt und die Sicherheit zur Verfügung stellt. Irgendjemanden, Hauptsache nicht allein. Bis vor kurzem hab ich mich „getrennt“ gefühlt, auch weil mein Exfreund weiter sehr präsent war und mich die Gefühle immer wieder neu überrollt haben, aber auch weil frisch getrennt sich wohliger angefühlt hat als allein. „Ich suche noch“ ist auch so ein Satz, um sich selbst zu rechtfertigen, warum frau alleine durchs Leben geht, das sage ich bei Familienfeiern, wenn die unangenehmen Fragen kommen.
Seit ich krank und einfach viel Zeit zum Nachdenken war, hat sich wieder etwas bewegt, was wir auch in der Therapie viele Male besprochen habe: Ich bin mein eigenes Zuhause, und seit einigen Wochen spüre ich das auch endlich. Es fehlt niemand, ich bin nicht auf der Suche, vielmehr huschen mir beim Gedanken ans Daten Schauer über den Rücken, ich bin Single und endlich glücklich damit. Lange Wochenenden sind kein Problem, ich liebe die Tage mit mir selbst. Am Donnerstag bin ich nach Thaur spaziert und bei der Ruine angekommen und mit Blick auf den Sonnenuntergang hat sich dieses Gefühl von völliger Zufriedenheit eingestellt. So wie es ist, ist es großartig und was noch kommt wird sich zeigen, aber ich brauche niemanden, um mich ganz zu fühlen. Das ist mein persönlicher erster Meilenstein in den Dreißigern, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn erreichen muss.
Es ist jetzt Sonntag, wenn ich diese Zeilen schreibe, ich wollte den Beitrag eigentlich gestern veröffentlichen, ich war aber nicht ganz fit und hab die Couch und Serien bevorzugt. Gestern habe ich mit niemandem ein Wort gesprochen, ich war nachmittags eine Runde spazieren, hab abends meine Fingernägel lackiert, mir etwas Gutes gekocht und mir abends einen Film gegönnt. Heute ist es ähnlich weitergegangen und ich bin tiefenentspannt, weil das Gefühl von Einsamkeit nicht mehr kommt.
Natürlich gibt es auch miesere Tage, PMS lässt grüßen, aber im Großen und Ganzen bin ich bei mir angekommen und das ist wirklich ein schönes Gefühl. Ich fange jetzt bewusst an meine Singletage zu genießen, anstatt Angst davor zu haben, was eventuell nicht mehr kommt. Wer weiß was die Zukunft bringt, es gibt definitiv Schlimmeres als die Tage in bester Gesellschaft zu verbringen und die bin nunmal ich selbst.
Comments