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Autorenbilddiedreißigerin

Harte Wochen & eine weiße Flagge!

Es war von Anfang an meine Absicht, immer sehr transparent auf diesem Blog zu sein und die schönen wie auch die weniger schönen Momente zu teilen. Seit über zwei Jahren berichte ich von meinen Kämpfen und den kleinen Siegen, von Freundschaften, Alltagssituationen, Lieblingssachen und wiederkehrenden Herausforderungen. Die Höhen sind traumhaft und die Tiefen manchmal so schwer, dass ich kaum atmen kann. Immer wieder frage ich mich dann, wie es erneut soweit kommen hat können, warum auf das Auf so oft das Ab folgen muss und vor allem wie oft ihr mein Gesumse eigentlich noch ertragen könnt. Aber ja, es ist wieder einmal soweit, das Leben ist mir zu viel und ich muss die weiße Fahne hissen.

 
Wenn alles zusammen kommt!

Seit Anfang des Jahres hab ich schon zu kämpfen. Ich hab euch von der Demenz meines leiblichen Vaters erzählt, die Situation belastet mich mehr als erwartet. Das Gemeine an solchen Schicksalsschlägen ist, dass frau anfangs viel Zuspruch und Unterstützung bekommt und schon nach wenigen Wochen alle zur Normalität zurückkehren, nur du selbst hast eben weiterhin mit der Last zu kämpfen, allein und im Stillen.


Es waren viele Behördengänge, viele Termine und endlosen Diskussionen mit einer Person, die nicht mehr ganz versteht, was passiert und sich nicht erinnert, dass ich gestern genau das Gleiche erklärt habe. Es zehrt an mir und manchmal komme ich mir dermaßen alleine vor, dass es sich nicht nur einsam sondern bedrohlich anfühlt. Diese Situation kann ich nicht hinter mir lassen, ich kann sie nicht besser machen und ich kann die Verantwortung für meinen Vater, der sich nicht mehr ums sich selbst kümmern kann, nicht abgeben. Mir ist schon klar, dass ich es könnte, aber ich kann es eben nicht. Dazu kommt der Schmerz, dass für ihn die Möglichkeit derjenige zu sein, den ich mir immer so gewünscht hätte, endgültig gestorben ist. Es kommen immer wieder Gefühle, die ich schwer einordnen kann, eine Mischung aus Trauer und Wut, weil Dinge ganz deutlich werden, die ich sehr lange im Nebel gelassen habe.

Dazu kommt die Wohnung, auf die ich mich unglaublich freue, aber die so viele Ängste und Sorgen mit sich bringt. Im Monatstakt wird mir mitgeteilt, dass die Zinsen steigen, fast wöchentlich gibt es etwas zu entscheiden: Wo kommen die Steckdosen hin? Welcher Boden soll es sein? Wie wird die Küche aussehen und welche Armaturen soll das Bad haben? Das klingt alles spaßig, so hatte ich es mir auch vorgestellt, aber es ist wahnsinnig kräfteraubend und zeitaufwendig. Nicht nur, weil es mühsam ist neben Job und Alltag, sondern weil ich es alleine machen muss. Es gibt niemanden, der sich die Entscheidung mit mir teilt, der sich für die Elektrik interessiert oder der mir sagt, dass wir die teurere Duschwand nehmen, weil wir das gemeinsam schon stemmen werden. Das Alleinsein wird mir gerade richtig krass vor Augen geführt und ich finde es maximal unlustig, obwohl ich gerne Dinge aussuche und eigentlich eh ganz gut weiß, was ich möchte.


Als kleine Draufgabe hab ich gerade die schlimmsten PMS-Tage gepaart mit ein wenig Liebeskummer, hab einen Nachmittag an der Musikschule angenommen, um extra Geld zu verdienen und im Mai steht ein riesiges Opernprojekt an, für das ich nebenher noch um die vierzig Seiten Literatur einstudieren sollte. Es lässt sich vermuten, es ist mir alles zu viel und es nervt mich über alle Maßen, dass es wieder soweit kommen konnte.



Ein Zeichen kommt selten allein!

Aber ich hab die Warnzeichen ignoriert und jetzt muss ich dafür büßen. Als ich vor ein paar Wochen das Angebot bekommen habe, an der Musikschule einen Nachmittag zu übernehmen, hat alles in mir NEIN gesagt. Nein, weil ich so schon genug zu tun habe, nein, weil ich wusste, dass im Mai sehr viel ansteht und nein, weil ich mich erinnern konnte, wie mühsam und mental zerstreuend es ist, an mehreren Institutionen zu arbeiten. Dennoch hab ich ja gesagt, weil eben Geld gerade ein Thema ist und ich mir so eine Chance nicht entgehen lassen kann. FOMO lässt grüßen.


Seit Wochen schlafe ich schlechter als sonst und muss mit Beruhigungsmusik ins Bett gehen, weil meine Gedanken sonst zu laut sind, regelmäßig schlaf ich auch einfach auf der Couch bei einer dämlichen Serie ein. Ich mache keinen Sport, weil es sich nicht ausgeht, übe unter Stress und hab deshalb Verspannungen des Todes und die Yogamatte hat mich schon lange nicht mehr gesehen. Weil ich gestresst bin, sabotiere ich mich mit mehr Kaffee und Schokolade als sonst, mein Kortisolspiegel ist auf einem Dauerhoch was zu viel Unruhe führt, selbst wenn ich sitze, auch das Ohrensausen ist regelmäßig da. Ich kenne alle diese Zeichen, aber ich hab sie wieder einmal ignoriert, weil ich durchhalten und durchpowern muss. Würde ich hingegen meinem Bauchgefühl folgen, müsste ich jetzt eine Woche am Meer verbringen.

Bin ich enttäuscht von mir selbst? Japp, weil ich es eigentlich besser weiß und meine Wochenenden nicht zum Entspannen, sondern zum Grübeln und Abarbeiten liegengebliebener Dinge genutzt habe. Das rächt sich einfach und jetzt ist es an der Zeit die Notbremse zu ziehen.



Plan W!

Nun, Wellness ist angesagt, für Seele, Geist und Körper. Dieses Wochenende mache ich nur schöne Sachen für meine Seele. Ein feiner Abend mit meinen Eltern, ein Brunch mit meiner besten Freundin, viele Spaziergänge und am Sonntag möchte ich nur von der Couch auf die Yogamatte rollen und wieder zurück, um mich mit dem Sommerurlaub zu beschäftigen. In Zukunft versuche ich abends wieder mehr zu lesen und bewusst Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen.

Für meinen Geist muss ich trotzdem ein paar Punkte auf der Liste abarbeiten, anders komme ich nicht zur Ruhe und sonst erschlägt es mich weiterhin. In den nächsten Tage und Wochen werde ich versuchen, mir weniger vorzunehmen und das Wenige dafür gleich zu erledigen. Ich bin Meisterin der elendslangen Listen, die mich dann erschlagen.


Und mein Körper? Ja, den muss ich wieder besser behandeln. Besser ernähren, wieder etwas Sport und vor allem mehr Schlaf, eventuell gönne ich mir auch eine kleine Massage nächste Woche.


Nicht alles auf einmal aber Schritt für Schritt.

 

Allein der Beitrag heute hat mir geholfen, mich zu beruhigen. Manchmal ist eben alles ein bisschen viel und hin und wieder darf und möchte ich sumsen. Ich bin in der sehr glücklichen Position, die tollsten Menschen um mich zu haben und dafür bin ich unendlich dankbar. Sehr oft scheitere ich an mir selbst, weil ich mir zu viel zumute und mich nicht mitteile. Es ist ein Prozess und ich muss jetzt einen Gang zurückschalten. Ich hoffe, ihr achtet auch auf euch und lasst es euch gutgehen. Wir hören uns in ein paar Wochen wieder! <3

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