Eigentlich wollte ich heute über etwas anderes schreiben, aber seit Tagen habe ich wieder ein tolles Anhängsel, das mich ganz ungemein nervt und deshalb soll es in diesem Beitrag um mein monatliches Kirschchen auf der Zyklussahnehaube gehen: das prämenstruelle Syndrom. Wenn ich früher meinem jeweiligen Freund erzählt habe, dass ich gerade mit PMS kämpfen, wurde ich unwissend und nicht minder dämlich angeschaut, die meisten Frauen unter euch hier wissen jedoch, dass die Tage vor den Tagen kein Zuckerschlecken sind und in meinem Fall sogar noch viel anstrengender als die Menstruation selbst. Mit Schmerzen kann ich umgehen, mit psychischer Selbstsabotage habe ich aber jedesmal aufs Neue meine Probleme. Jede zweite Frau leidet laut Studien an PMS, ich nehm euch mit durch meine Symptome, lange Zeit war mir nämlich absolut nicht bewusst, dass Hormone die Schuld an meinem Gefühlskarussell sind und dass es vor allem vielen gleich wie mir geht.
DIE GEFÜHLSLAGE
„Gemischt“ trifft es glaube ich ziemlich gut. Zu sagen, dass ich während meiner PMS-Tage depressiv bin, wäre falsch, auch wenn das durchaus der Fall bei Frauen sein kann, aber ich bin definitiv sensible, auch schnell zornig, insgesamt sehr zart besaitet. Manche würden launisch sagen, aber diesen Ausdruck musste ich mir schon viel zu oft anhören und ich mag ihn einfach nicht.
Wenn ich am pmsen bin, hasse ich verspätete Busse, unfreundliche Bedienungen und sogar rote Ampeln noch mehr, mich nervt schlechtes ebenso wie gutes Wetter und wenn mir ein Missgeschick (in dieser Phase ständig!) passiert, stampfe ich wie eine 4-Jährige durch die Wohnung. Man(n) möge mir nicht mit einem aggressiven oder vorwurfsvollen Unterton kommen, sonst hängt es mich komplett aus und alle, die mich mitleidig zu trösten versuchen, finde ich sowieso scheiße.
Zeitgleich bin ich aber auch sehr empfänglich für jegliche Katzenvideos, Rehabilitationsstories und sowieso jede Art von Kitsch. Fast jedes Monat schwelge ich in diesen Tagen besonders intensiv in schönen Erinnerungen, schau mir alte Chatverläufe und Fotos noch einmal an und kann ganz hervorragend ohne akuten Grund weinen. Gestern war ich zum Beispiel auf einem Ausflug mit meiner Klasse und abends hab ich still im Bett geweint, weil ich den ganzen Tag die Autoritätsperson sein musste und ich eigentlich gar keine sein wollte. Manchmal werde ich auch zur Stalkerin und durchforste das Internet auf der Suche nach den Profilen meiner Exfreunde, nur um mich selbst darin zu bestätigen, dass jene es besser haben als ich – so viel zum Thema Selbstsabotage.
DAS MOTIVATIONS- & ENERGIELEVEL
Einher geht auch immer ein sinkendes Motivationslevel in jeder Lebenslage. Ich mag mir nichts kochen, nicht aufräumen, keinen Sport machen und schon gar nicht mag ich Flöte üben. Seit zwei Tagen schau ich die verwelkte Blume an, die Minze hab ich seit einer Woche nicht eingesetzt und die Kacke, die der vertrottelte Vogel zielgenau auf meinem Teppich platziert hat, verweilt dort auch schon seit Dienstag. Das Bildmaterial ist heute nicht besonders schön, dafür umso ehrlicher.
In PMS-Zeiten empfinde ich arbeiten zu gehen und wie eine halbwegs gepflegte Person auszusehen schon als eine Herausforderung. Seit neuestem brauch ich sogar nachmittags hin und wieder ein kleines Schläfchen, um überhaupt noch irgendetwas zu schaffen. Meine Aufgabenlisten bleiben quasi unberührt und werden direkt in die nächste Woche kopiert und Prokrastination gehört zu meiner Spitzendisziplin. Das Einzige, was ich wirklich versuche nicht zu verschieben, sind Verabredungen mit Freund:innen, weil diese einfach guttun.
DIE GELÜSTE
Kohlehydrate stehen auf dem Speiseplan, am liebsten in Beige. In diesen sehr speziellen Tagen kann ich wenig mit bunten Tellern und noch weniger mit zusammengewürfelten Gerichten anfangen, je simpler und einfärbiger, desto besser. Nudeln mit Pesto, Reis mit Salsasauce, Kartoffeln mit Butter und Brot mit Streichkäse stehen auf dem Speiseplan. Obst und Gemüse sind eher eine Überwindung, Beeren gehen hin und wieder ganz gut und eventuell noch Avocado.
Spätestens am Abend kommt ein ständiger Wechsel zwischen süß und salzig, Oliven reichen schokolierten Nüssen und Essiggurken dem Schokopudding die Hand. Eines bleibt immer gleich, ich hab nie das Gefühl richtig satt zu sein, schon voll, weil ich viel gefuttert habe, aber niemals befriedigt.
DAS KÖRPERLICHE BEFINDEN
Und zuletzt wird auch noch mein Spiegelbild etwas anstrengend. In den Tagen vor der Regel sind meine Brüste so geschwollen, dass ich nicht mehr auf dem Bauch liegen kann, meine Haut wird unruhig und neigt zu Unreinheiten und mein gesamter Körper lagert verbissen Wasser ein. Meine Wangen sind noch pausbäckiger als sonst, die Ringe passen nicht mehr und in engen Shirts kann ich mich sowieso nicht sehen. Prinzipiell fühl ich mich dann falsch in meiner Haut, nichts ist so, wie es sein sollte und das führt dann erst zu noch mehr psychischem Stress.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gesamtsituation zu wünschen übrig lässt und ich mich eigentlich auf den Boden schmeißen und zornig tobend weinen möchte. Funktionieren muss ich trotzdem irgendwie, jedes Monat alles hinzuschmeißen, hört sich auch anstrengend an.
DIE LÖSUNG?
Naja, es gibt keine Lösung, weil PMS nunmal kommt, ob du es willst oder nicht und mir haben seit dem Absetzen der Pille weder Mönchspfeffer noch sonst irgendein Hausmittel geholfen. Mich beruhigt es allerdings zu wissen, dass diese Phase wieder so schnell geht wie sie gekommen ist und vor allem ist es eine enorme Hilfe, die wirren Gefühle den schwankenden Hormonen zuordnen zu können.
Wenn ich nun blöde Gedanken habe oder mich zu nichts aufraffen kann, dann versuche ich, die Situation anzunehmen und mit mir großzügig zu sein. Was bringt es, mich selbst noch nieder zu machen, wenn ich eh schon am Boden bin. Manchmal weine ich dann eben bei Katzenvideos und manchmal schrei ich eben den Basilikum an, weil das blöde Ding schon wieder beschlossen hat zu sterben. Mir hilft es auch über meine Ups und Downs zu sprechen und mich bestärken zu lassen, dass es einfach eine schwierige Phase ist.
Früher und bevor ich meinen Zyklus getrackt habe, konnte ich meine Gelüste und meinen nicht enden wollenden Appetit nicht einordnen und hab mich daher oft selbst gehasst, wenn ich wahllos alles Mögliche in mich reingeschoben habe. Inzwischen zelebriere ich meine PMS-Gelüste, weil alles andere einfach keinen Sinn ergibt und jeglicher Verzicht nur zu noch mehr Frustration führt. Meinen Kühlschrank fülle ich inzwischen dementsprechend und ich bemühe sehr, meinen kulinarischen Wünschen nachzugeben und auf die Signale meines Körpers zu hören, egal wie absurd sie auch manchmal sein mögen. Mühsam bleibt die ganze Phase trotzdem, aber ich kann sie mir zumindest ein bisschen erleichtern.
Wenn du wie ich eine kleine Monkin bist, wirst du es zu schätzen wissen, dass sich die Artikel in den Überschriften abwechseln. Und wenn du dich manchmal auch scheiße fühlst und das Gefühl hast, dass du völlig unfähig und für nichts zu gebrauchen bist, dann lass dir sagen, dass dein veränderter Progesteron-, dein erhöhter Östrogen- und dein sinkender Serotoninspiegel richtige Arschis sind und die ganzen unwillkommenen Gedanken eigentlich nichts in deinem schönen Alltag zu suchen haben. Das Beste dabei, sie gehen wieder und inzwischen kann ich es sogar ein bisschen mit Humor nehmen, wenn wieder einmal alles drunter und drüber geht! :)
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