Vor drei Jahren war ich am Valentinstag 28, damals bin ich mit einer Freundin nach Bozen gefahren, wir waren in einem feinen Wellnesshotel, haben abends Pasta & Vino genossen und sind am nächsten Tag bummeln gegangen. Ich war absolut glücklich mit dieser Liebeserklärung an unsere Freundschaft, in meinem Umfeld haben sich einige einen feinen Tag mit sich oder Freundinnen gestaltet. Die letzten beiden Valentinstage habe ich mit meinem damaligen Freund verbracht, dieses Jahr bin ich Single inmitten einer Pandemie. Einiges geht mir durch den Kopf, aber am meisten nervt mich, dass ich nicht in Ruhe gelassen werde.
Ein Tag wie jeder andere.
Über die Unwichtigkeit des Valentinstages müssen wir gar nicht diskutieren, jegliche Kritik ist berechtigt, aber das Bedürfnis ihn zu "feiern" auch. Warum auch nicht, ein Tag wie jeder andere und trotzdem im Zeichen der Liebe. Es wäre mir auch sehr komisch vorgekommen, in einer Beziehung so zu tun, als würde er nicht existieren, warum auch. Man feiert auch den Muttertag, obwohl viele ihre Mama täglich schätzen, warum also auch nicht dem Partner / der Partnerin an diesem Tag zeigen, wie wichtig er / sie einem ist. Nun dieses Jahr bin ich Single und alle meine Freundinnen, wirklich ausnahmslos alle, sind in Beziehungen, ich date nicht einmal. Leider trifft es heuer auch noch einen Sonntag, extra viel Zeit, um über die eigene Situation nachzudenken. Eigentlich habe ich schon viele Dinge im Kopf, die ich an diesem Sonntag machen will. Eine Liebeserklärung an mich selbst in Form von einem Spaziergang zu meinem Lieblingsplätzchen, Yoga mitten am Nachmittag, Sushi vom Japaner meines Vertrauens und mindestens einem Schokopudding zur abendlichen Serie.
Was machst du eigentlich am Valentinstag?
Wäre da nicht diese leidige Frage mit noch leidigerem Unterton. Mehr als drei nahestehende Personen haben mich im Laufe der Woche gefragt, was ich denn machen werde. Haben mir Kaffees, Spaziergänge und Essen angeboten, mir geraten das Gute in der Situation zu sehen und nach vorne zu schauen. Sogar mein Papa – das musste ich aufgrund unserer sehr schwierigen Beziehung schon fast als Unerhörtheit abstempeln – hat sich angemaßt, meinen Tag mit seiner Anwesenheit beglücken zu wollen. All dies Gesten kommen von einem Ort der Zuneigung, das weiß ich, aber im Endeffekt tragen sie nur zum Druck bei, der mir medial schon genug ins Ohr geflüstert wird: Du arme, du bist allein, was wirst du nur tun, wie können wir dich retten.
Die Idee von der Liebe.
Manchmal glaube ich, dass meine Generation, die Millenials, mehr von der Idee verliebt zu sein begeistert ist als von der Person, mit der wir unsere Lebensabschnitte verbringen. Viel wird schön geredet, akzeptiert, arrangiert, verbogen und beschwichtigt, nur damit diese Liebe funktioniert, damit wir nicht alleine sind, damit wir der Norm entsprechen, damit wir uns nicht einsam fühlen. Zu diesem Thema gibt es noch viel, was besprochen, ausdiskutiert und reflektiert gehört, aber in diesem Beitrag soll es um den Tag der Liebe gehen. Alle, die sich am Sonntag schlecht fühlen, weil sie ihn alleine verbringen, möchte ich ans Herz legen, das ganze mit ein wenig Humor zu sehen. Ihr müsst euch keine Gedanken machen, ob ihr etwas schenken müsst oder selbst etwas bekommt, ob eure PartnerInnen überhaupt den Tag am Schirm haben, ob ein Liebesbrief zu viel des Guten ist, ob der Tag gut wird, ob ein Streit entsteht oder ob ihr einen Platz im Restaurant bekommt, hier dürft ihr sogar zynisch lachen, weil auch alle Pärchen in einer Pandemie stecken und nicht essen gehen können.
Danke, ich mach's mir selbst.
In erster Linie könnt ihr euch aber eine Liebeserklärung an euch selbst machen. Ich weiß, den Begriff Selbstliebe kann frau schon nicht mehr hören, und ich bin weit davon entfernt, mich bedingungslos zu lieben, aber inzwischen weiß ich, wie ich zu mir selbst besonders nett und großzügig sein kann und vor allem, wo meine Grenzen sind. Ich will allein sein, ohne Tröstungen und Mitleidsdates, denn ich bin nicht traurig, ich bin im Moment Single, allein und vielleicht ein bisschen zynisch, aber das sind keine Gründe, um traurig zu sein. Seit fast 32 Jahren bin ich mir selbst die nächste und anstatt mich in Selbstmitleid zu suhlen, will ich mich am Sonntag hochleben lassen, mir selbst Blumen kaufen und meine Nägel rot lackieren, weil ich Blumen liebe und rote Nägel ganz fantastisch finde. Ich will aber auch ehrlich mit mir sein und wenn ich ein Tränchen kommen möchte, dann werde ich mir auch das wohlwollend erlauben. Alles was gut tut, darf auch alleine zelebriert werden, an solchen Tagen ganz besonders. Valentinstag hin oder her, ich mach mir den Sonntag, widdewidde wie er mir gefällt.
Und ja, ich hab mir die Blumen gekauft und die Nägel rot lackiert, den langen Spaziergang zelebriert und Yoga am Nachmittag gemacht. Aber ich hab auch ganz viel geweint, weil nicht immer alles schön ist im Moment und auch das hat gut getan.
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