Heute wird’s wieder sehr persönlich, aber seit Wochen bauen sich in mir Gefühle auf, die sich nur schwer weg lächeln lassen und oft geht es mir um einiges besser, wenn ich es mir von der Seele schreibe. So ist dieser Blog überhaupt erst entstanden, ich wollte die Gedanken in meinem Kopf sortieren, sie peu a peu niederschreiben und teilen, damit andere, die Ähnliches durchmachen, sich weniger alleine fühlen.
Also zurück zu diesen zwei tonangebenden Emotionen, die mich schon seit längerem begleiten: Ohnmacht & Hass. Beide sind neu für mich, Ohnmacht habe ich in der Vergangenheit immer mit extra viel Tun kompensiert und Hass war glaube ich, als eine, die sehr harmoniebedürftig ist, etwas, was sich gruselig angefühlt hat. Gestern habe ich eine Touristin angeschrien, weil sie mitten am Zebrastreifen stehengeblieben ist und ich mit dem Fahrrad weiter wollte, wir haben uns beide gleichermaßen erschreckt, ich mich vielleicht noch mehr vor mir selbst als sie sich. Das hat mich ein bisschen reflektieren lassen, warum mein Geduldsfaden so abnormal kurz ist im Moment.
Wäre, würde, blablabla!
Nun, es ist natürlich in den letzten Monaten einiges passiert, was meine Nerven strapaziert und durchaus Ohnmachts- und Hassgefühle hervorgerufen hat, dennoch wohne ich inzwischen wieder in meiner Wohnung, alles hat sich mehr oder weniger zum Guten entwickelt und ich bin sehr glücklich mit meiner derzeitigen Lebenssituation. Deshalb habe ich ein wenig weitergegrübelt und bin dort gelandet, wo ich überhaupt nicht mehr hinwollte: beim Ex.
Wenn ich diesem Typen eine Rechnung stellen könnte, dann würden 6 Jahre Lebenszeit und ein paar tausend explodierte Synapsen drauf stehen, ich halte es nach wie vor im Kopf nicht aus, was da in den letzten Jahren alles so passiert ist. Aber es soll heute nicht um ihn gehen, sondern um mich und mein Unvermögen, diesen Mann, auch wenn er nur noch an einem Fädchen hängt, endgültig loszulassen.
Ich bin eine Träumerin, war ich schon immer, und meine Vorstellung ist oft Lichtjahre von der Realität entfernt. Als Kind hatte ich mir immer die perfekte Familie gebastelt, später die großartigsten Freundschaften ausgemalt und schlussendlich bin ich bei Romanzen a la Hollywood gelandet. Dass meine Lebenswelt anders aussieht, ist mir sonnenklar, aber die Tendenz das endlose Potenzial in Situationen und Menschen zu sehen, kann ich nicht leugnen.
So auch beim Ex. Wäre er doch nur der, der er sein könnte, täte er doch nur all die Dinge, die er versprochen hat. Ich sah uns bereits in einer schönen Wohnung, in tollen Urlauben, händchenhaltend durch die Stadt spazierend, glücklich und verliebt. So ein toller Mensch, so viel Potenzial, wenn er doch nur an sich arbeiten würde. Die Realität sieht leider ein bisschen anders aus. Jeder Mensch, jeder Mann, hat unglaublich viel zu geben, bringt nur nix, wenn’s nicht genutzt wird und wie wir durchs Leben gehen oder Beziehungen mit anderen eingehen, entscheiden wir alle selbst.
Wenn aus Liebe Hass wird
Woran hänge ich also so verbissen? Genau, am Potenzial. Mein Hirn will einfach nicht hinnehmen, dass er sich entschieden hat, nicht sein bestes Ich zu sein, nicht für uns an sich zu arbeiten und nicht das zu tun, worum ich ihn so viele Male gebeten hatte. Nun klingt das fast so, als ob er ein Opfer meiner hohen Erwartungen wäre. Leider nein, mein Ex hat das 1x1 einer toxischen Beziehung durchgespielt, hat mich bewusst angelogen, mir immer dann das Blaue vom Himmel versprochen, wenn ich kurz davor war endgültig zu gehen, hat mich hingehalten und meine schwachen Momente & meine Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt. Liebe macht blind, aber wenn die Liebe schwindet, dann bleibt eines: Hass.
Hass ist so ein starkes Wort, wie kann frau jemanden hassen, den sie einmal geliebt hat? Konnte ich ebenfalls nie nachvollziehen, schließlich hat er mir nichts Schlimmes angetan, oder eben doch? Ich fühle mich emotional missbraucht und das ist ein richtig widerliches Gefühl. Speziell, weil ich immer der Meinung war, dass mir das nicht passiert und dann hänge ich an jemandem, der die drei großen Red Flags mit mir abgezogen hat: Zuerst gelovebomt, dann gegaslightet und zum Schluss bin ich sogar noch geghostet worden. Ganz ehrlich, WHAT THE FUCK!
Also hasse ich meinen Ex? Japp, mag ich ihn trotzdem und häng noch ein bisschen fest, auch ja!
Am Ende wartet der Anfang!
Die letzten Monate waren wirklich schwierig, überhaupt diese ganze Zeit nach meiner Rückkehr war bittersüß, weil sie gefüllt war, mit ganz viel Hoffnung und noch mehr Enttäuschung. Als ich ihm in einer langen Sprachnachricht gesagt habe, wie enttäuscht ich bin und wie unverantwortlich sein Verhalten ist, hat er das einzig Logische getan: geschwiegen. Viele, viele Wochen später grämt es mich noch immer so sehr, dass ich manchmal weinen könnte vor Ohnmacht. Ich kann nichts tun und noch viel schwieriger, ich darf nichts tun.
Aber ja, genug gejammert. Der Hass ist da und er wird vermutlich noch ein Weilchen bleiben. Zuerst dachte ich, ich bräuchte etwas in Richtung Rache, damit es mir besser geht, aber er hat gerade richtig viel Scheiße beruflich und es macht es kein bisschen besser. Was hilft also? – verzeihen, und zwar mir selbst, ich bin unglaublich wütend, dass ich das alles so lange mitgemacht habe und so naiv war. Am liebsten würde ich in die Zeitkapsel steigen und mein früheres Ich ein bisschen wachrütteln.
Die Zeit wird’s natürlich auch besser machen, aber ich bin ungeduldig und ich sehe es überhaupt nicht mehr ein, dass mich dieses leidige Thema nach wie vor beschäftigt. Vertrauen, sagt meine Therapeutin immer, ich muss mir selbst und meinen Entscheidungen vertrauen. Ich hab mich getrennt, weil ich wusste, dass er mir nicht gut tut und jetzt gilt es der Realität und nicht irgendwelchen Wunschvorstellungen zu glauben. Eine Tür schließt sich und die andere öffnet sich oder so ähnlich, irgendwie fühlt es sich aber so an, als ob ich gerade im düsteren Gang stehe und weder vor noch zurück kann.
Geduld.
Tja, vielleicht hab ich mir auch neue Schuhe gekauft, gönne mir den teuren Ziegenkäse und lass meine Seele bei Romantikkomödien baumeln. Vielleicht gehe ich auch wieder öfter laufen und bin das letzte Mal so gesprintet, dass ich kaum noch atmen konnte. Vielleicht muss ich auch noch ein bisschen länger wütend sein und vielleicht muss ich diese Wut öfter in die Welt hinausschreien. Wütende Frauen, das sieht die Gesellschaft nicht gern, vielleicht sollten wir gerade deshalb alle ein bisschen wütender sein und mehr für uns selbst einstehen, klare Grenzen setzen und weniger in uns hineinfressen.
Mein Hass bleibt noch ein bisschen an meiner Seite, aber er hilft auch mich abzugrenzen und die letzten Gefühlchen abzutöten. Ich fühle mich hart im Moment, als hätte ich eine Mauer aufgezogen, aber manchmal braucht es eben eine Schale, um den sensiblen Kern zu schützen. Gestern wurde Trump gewählt, letzte Woche wäre ich um ein Haar in das Jahrhunderthochwasser in Spanien geraten, es sind verrückte Zeiten und zur Wut & Ohnmacht muss sich auch die Selbstfürsorge gesellen.
Ich hab ein Auge auf jemanden geworfen. Nicht, dass das jetzt von Bedeutung wäre, aber für mich doch ein Meilenstein, dass mich ein Mann überhaupt interessiert. Meine Flirtversuche sind ein Desaster sondergleichen aber hej – ich seh Potenzial!
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