Wieder ein Jahr älter & etwas klüger – Geburtstage in den 30ern!
- diedreißigerin
- vor 3 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Ja, es war wieder so weit, mit den ersten warmen Tagen im April hat mein Geburtstag an die Tür geklopft und ich bin letzte Woche wieder ein Jahr älter geworden. Bevor ich heute zu schreiben begann, hab ich mir meine Geburtstagsbeiträge aus den letzten Jahren (immerhin schon vier!) durchgelesen und durchaus die eine oder andere Träne vergossen, schon krass wie die Zeit vergeht. Oftmals ist mir selbst gar nicht so bewusst, wie sehr ich mich verändert habe in diesem herausfordernden Jahrzehnt und wie klein die Hürden von damals heute erscheinen. „Ich möchte rote Nägel tragen“ – heißt es 2022, ebendiese Nägel tippen gerade folgende Zeilen. Neues Lebensjahr, neues Glück!
Status Quo
Nun, wenige Wochen vor meinem Geburtstag bin ich knallhart abserviert worden, es gibt Schöneres, da bin ich ehrlich. Ich hatte natürlich schon eine Erwartungshaltung entwickelt, wollte ihn meinen Eltern beim Geburtstagsessen vorstellen, das Wochenende hätten wir gemeinsam in Bologna verbracht und am Tag selbst wären wir gemeinsam frühstücken gegangen. Satz mit X, war wohl nix, also musste ich mich auf die neue Situation einstellen und altbekannte Monster haben sich gleich ihren Weg in meine Gedanken gesucht.

Mein Freundeskreis ist winzig, ich mag das so, aber wenn Feste anstehen, dann bekomme ich Panik. Was, wenn nicht alle Zeit haben oder jemand krank wird? Zwei meiner engsten Freundinnen haben Kinder, die Umstände und Prioritäten haben sich geändert, so wie damals ist es nicht mehr und das fühlt sich manchmal sehr beklemmend an.
Mitte dreißig, schon wieder Single und ein Jahr älter.
Geburtstage in den 30ern
Am Tag vor meinem Geburtstag hatte ich Herzrasen, ähnlich wie zu Silvester füllt sich meine Brust mit Versagensängsten, Gedanken, dass ich nicht richtig bin, und der beklemmenden Vorstellung, dass es bei mir nie klappen wird. Aber was ist dieses es? – ja genau, ein er. Er, der jetzt endlich an die Tür klopfen soll, mich endlich fängt, wenn ich stolpere, mich hält, wenn ich schwach werde und dieses chaotische Leben Hand in Hand mit mir geht. Es kamen wieder die romantisierten Vorstellungen, dass zu zweit alles besser und einfacher ist.
Und dann, dann war er da dieser berüchtigte Geburtstag. Ich bin gleich morgens auf die Couch und hab ein bisschen gelesen, danach raus in die frische Luft und bis zu meinem Lieblingsplatz am Fluss gelaufen, mittags gab Sushi mit meiner Mama, nachmittags hab ich gearbeitet (Frechheit!) und abends hab ich mich mit meiner besten Freundin auf einen Amaretto Sour und Antipasti getroffen. Es war schön, es war unbeschwert und die blöden Gedanken ließen sich einigermaßen in Zaum halten. Natürlich gab es auch die eine oder andere Enttäuschung, Menschen, die nicht mehr in meinem Leben sind und mir nicht gratuliert haben, manche, weil es nicht mehr relevant ist, andere, weil sie bitter sind, so ist das eben.
Am nächsten Tag bin ich in die Schule und mein Platz war mit kleinen Geschenken und schönen Karten gefüllt, eine Klasse hat mich überrascht und für mich mit einer Kerze gesungen (die ganz Kleinen) und überhaupt hab ich mich weich ummantelt gefühlt, ein bisschen wie in rosa Plüsch gewickelt. Wenige Tage später ging’s zum Italiener mit meinen Eltern und am Sonntag kamen noch die Besties zum Brunch und haben mich mit lieben Aufmerksamkeiten und Blumen beschenkt.
Wie sich Geburtstage in den 30ern von denen in den 20ern unterscheiden? Die Geschenke werden teurer und die Gruppe an Lieblingsmenschen wird kleiner, eigentlich ein guter Deal! Weil in mir eine kleine Poetin steckt, hab ich beschlossen, mich dieses Jahr mit Dingen im Wert der Summe, die der Apulienurlaub mit dem Gen Z Mann gekostet hat, zu beschenken, ebenfalls ein guter Deal. Die Tasche hab ich schon im Blick, der Goldring glänzt bereits an meinem Finger und die eine oder andere Gönnung werd ich mir in Mailand noch anlachen.
Halb so schlimm, eigentlich ganz schön & wohlig.
Grenzen, Ziele & Seelenfrieden
Was ich mir für dieses neue Lebensjahr wünsche? Seelenfrieden! Ich will vollends zufrieden sein mit meiner Lebenssituation, weil wenn ich ehrlich bin, war mir der Mann in meinem Leben schon wieder zu viel, ich war zu wenig bei mir und wenn ich mir selbst nicht so einen gottlosen Stress machen würde, hätte ich um einiges mehr Dolce in meinem Vita. Der erste Schritt dorthin sind noch klarere Grenzen und noch lautere Ansagen, wenn jemand unter die Gürtellinie schlägt.
Dem Ex hab ich mit bester Absicht ein klärendes Gespräch angeboten, er wollte ein Machtspiel, im Sinne von er lasse mich wissen, wenn’s im gut irgendwann passen würde, draus machen. Als er dann gnädigerweise eine Woche später ganz nonchalant einen Nachmittag angeboten hat, war ich nicht mehr dazu bereit. Schade meinte er, ja schade fand ich’s auch, dass er sich nicht gleich angemessen verhalten konnte.

Auch in der Familie wurde der Zenit erreicht. Meine Oma hat sich zu Weihnachten eine Oberfrechheit erlaubt und mir halb so viel wie den anderen drei (männlichen) Enkelkindern gegeben, da ich ja alleine bin. Nachdem ich sie darauf hingewiesen habe (sie als alleinstehende Frau!!!), wie bodenlos ungerecht und verletzend das ist und obendrein null Sinn ergibt, da ich alles alleine finanzieren muss, hat sie geschwiegen, meinen Geburtstag hat sie ignoriert und zum Osteressen wurde ich nicht eingeladen. Es gibt nichts anderes zu tun als diese Tür für immer zu schließen und diese bittere Frau, die es seit Jahrzehnten verpasst, ein nettes Wort zu mir zu sagen und immer nur einfordert, für immer aus meinem Leben zu verbannen. Das löst Empörung aus, viel empörender finde ich es jedoch, sich ständig von der gleichen Person schikanieren zu lassen und nie eine Grenzen zu ziehen aus Angst anzuecken oder nicht dazuzugehören.
Ein bisschen lauter, ein bisschen bestimmter, ein bisschen leichter und ein bisschen mehr ich.
Es ist nicht einfach, dieses Älterwerden, aber die Vorzüge lassen sich auch nicht absprechen. Schwache und düstere Momente gehören eben zum Leben dazu, egal in welcher romantischen Situation sich frau gerade befindet. Wie ich im letzten Beitrag berichtet hab, finde ich langsam wieder ein bisschen zu mir und wenn ich mich gut spüre, dann spüre ich auch die Wut und den Ärger und lass weniger mit mir machen. Diese Kämpfe in der Familie sind unendlich mühsam, besonders weil ich diejenige bin, die zum ersten Mal nicht alles hinnimmt, nicht jeder Konfrontation aus dem Weg geht und durchaus damit leben kann, wenn auch hier der Kreis kleiner wird. Das ist die Buhfrau-Rolle, aber ihr wisst ja, ist der Ruf erst ruiniert …
Ansonsten geht’s nächste Woche mit meiner Mama ein paar Tage nach Mailand und ich freu mich riesig drauf. Wir werden den Koffer mit schönen Outfits packen, durch die Straßen flanieren, Cappuccini schlürfen und uns die eine oder andere Sehenswürdigkeit ansehen.
Ein bisschen Dolce Vita.
Deine Stärke und wie du zu dir stehst ist beneidenswert. Ich wünschte ich könnte das auch.🫶
Es ist so krass einfach. Mein Opa gibt meinem jüngeren Bruder selbstverständlich immer mehr als mir, er braucht’s dringender. Solche ungerechtfertigten Gemeinheiten sind die Härte. Super dass du dich abgrenzen kannst!!! Liebe deinen Blog! 😍😍😍