Nun, der April hat in diesem Jahr nicht lange auf sich warten lassen und ich bin wieder ein Jahr älter geworden, dreiunddreißig - mehr Dreißigerin kann ich dann praktisch nicht mehr sein. :) Im Vergleich zu den letzten Jahren war es mein erster Geburtstag ohne Lockdown, ohne Restriktionen und ohne Panik im Vorfeld. Zwei Wochen davor hatte ich mir schon Gedanken gemacht, wie ich mein Geburtstagswochenende verbringen und wen ich dabei haben möchte. Ich hatte mich eigentlich gefreut, letztes Jahr war mein Geburtstag mit vielen lieben Menschen, noch mehr Lachen, dem besten Kuchen und dem traumhaften Wetter ein absolutes Träumchen gewesen. Irgendwie hab ich dieses Jahr aber nicht so richtig gewusst, was ich möchte und mit den immer frostiger werdenden Temperaturen ist auch meine Vorfreude gesunken. Ich hatte keine Angst vor diesem Geburtstag, das Schlimmste hatte ich letztes Jahr überlebt, und trotzdem hatte der 33er so einige wehmütige Gefühle im Gepäck.
Die Zeit, die Zeit…
Es lässt sich weder bestreiten noch leugnen, die Zeit vergeht um einiges schneller, als mir lieb ist und mit jeder weiteren Kerze auf der Torte hinterfrage ich noch mehr, ob ich nicht irgendwo falsch abgebogen bin auf diesem langen Weg, der hinter mir liegt. Nach wie vor ist vieles in Bewegung, nicht nur um mich herum, sondern vor allem in mir. Anfang des Jahres hatte ich meiner Therapeutin ganz oft berichtet, dass ich das Gefühl habe, nicht mehr zu wissen, wer ich eigentlich bin. Wenn die Muster gesprengt werden, kommen die Steine ins Rollen, manchmal noch ohne Richtung und ohne Ziel. Inzwischen habe ich wieder ein bisschen zu mir gefunden und vertraue meinem Bauchgefühl wieder mehr und das hat an meinem Geburtstag eines ganz deutlich gemacht – ich bin noch nicht angekommen.
Zurückblicken, atmen, abhaken und nach vorne schauen!
Mein Geburtstag war schön, zweifellos. Am Tag davor waren drei liebe Freundinnen zu Besuch, wir haben Kaffee getrunken, verschieden Kuchenstücke von Verenas (Empfehlung!) probiert und einen netten Nachmittag verbracht. Eine Freundin hat gefehlt, nicht nur an meinem Geburtstag, sondern auch in den letzten Monaten und das hat ein bisschen Wehmut in den Tag gestreut. Abends habe ich mit meinen Eltern und meinem Bruder plus Freundin angestoßen, auch das war sehr schön – zuhause war es später aber zum ersten Mal seit langem wieder bedrohlich still. Ich wollte keine Party, kein Ausgehen und keine Drinks in einer Bar, ich wollte Zeit für mich und trotzdem hat sie sich dann nach Einsamkeit angefühlt.
Mein Geburtstag selbst hat mit Prosecco, dem tollsten Panino, viel Kaffee und meiner besten Freundin gestartet. Das Wetter war grau in grau, eisig kalt und richtig unsympathisch, trotzdem sind wir noch durch die Stadt flaniert und haben schöne Kleinigkeiten gefunden. Danach sind wir noch lange zusammen gesessen und haben den restlichen Kuchen gesessen, manchmal frage ich mich echt, wie ich die letzten Jahre ohne sie überstanden hätte.
Abends war ich beim Italiener mit meiner Familie und einem Lieblingsmenschen. Auch das waren richtig schöne Stunden bei gutem Wein und noch besserem Essen. Ich bin an diesem Abend nicht alleine nach Hause und obwohl ich nicht einsam einschlafen musste, sind mir im Bett die Tränen gekommen – ohne Vorwarnung und ohne wirklichen Grund. Mein Geburtstag war mit Liebe gefüllt, ich habe ihn mit meinen absoluten Lieblingsmenschen verbracht und wurde mit den liebsten Nachrichten und nettesten Kleinigkeiten beschenkt. Die schönen Blumen haben mir noch die ganze Woche versüßt.
Manches kann auch ganz viel Kuchen nicht trösten…
Aber…ich hatte in letzter Zeit nicht mehr so viel in mich hineingehört, nicht besonders auf mich Acht gegeben und meinen Blick von mir auf andere gerichtet. Letztes Jahr hatte ich furchtbar Angst vor meinem Geburtstag, hatte viel über meine Ängste und Befürchtungen im Vorfeld geredet, mich auf das Schlimmste eingestellt und wurde dann mehr als positiv überrascht. Dieses Jahr wollte ich nicht so richtig übers Älterwerden nachdenken, wollte mich nicht festlegen und auch keine große Sache aus diesem 33er machen und hab dann gleich feststellen müssen, dass Geburtstage – ähnlich wie Weihnachten und Silvester – eben Anlässe sind, an denen die Monster im Kopf aus den dunklen Ecken kriechen.
Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte, weder emotional noch beziehungstechnisch, und das kann auch der beste Kuchen nicht wegzaubern. In schwachen Momenten holt mich das Gefühl, mit allem zu spät dran zu sein, ein und dann werden die Stimmen vor allem mit „warum“ und „hätte“ Sätzen laut. Warum bin ich nicht früher zur Therapie gegangen? Hätte ich nur nicht so viel Zeit mit belanglosen Männergeschichten verschwendet! Warum sind alle weiter, warum klappt bei mir nichts ohne Anstrengung? Hätte ich doch nur schon früher meine Muster erkannt! Es ist mühsam, es dreht sich im Kreis und Wehmut gehört leider sowieso stark zu meinem Charakter.
Atmen, abhaken und nach vorne schauen!
Nun, es nützt eh nix, ich werde älter, mit und ohne meiner Zustimmung. Also habe ich in den ersten Tagen meines neuen Lebensjahres ein bisschen piano gemacht und mich wieder verstärkt um mich selbst gekümmert. Ich hab auch ein paar Mal geweint und musste mich auch hin und wieder mit tiefem Atmen selbst beruhigen. Was war, das war, was kommt, werden wir sehen. Unter den 32er kann ich einen Haken machen und rückblickend auch sagen, dass es ein schönes Jahr und ein tolles Alter war.
Was das neue Lebensjahr bringen wird? Keine Ahnung, ich hoffe auf beständige Freundschaften, einen sicheren Alltag, schöne Stunden am Meer, viel Liebe und noch mehr Heilung. In meiner letzten Therapiestunde, in der ich auch sehr viel geweint habe, hat sich herausgestellt, dass es meine größte Angst ist, bei jemandem nicht landen zu können, je lieber ich die Person mag, desto größer die Angst vor Zurückweisung. Ein paar Tage reflektiert und ich fürchte, dass es meine schwierigste Aufgabe ist, bei mir selbst zu landen, alles so anzunehmen, wie es ist, wie ich es in der Vergangenheit entschieden habe und wie ich es in der Zukunft handhaben werde. Es fühlt sich noch nach einem langen Weg an, aber auch nach einem, der es Wert ist zu gehen.
Tja, und es ist auch meine Aufgabe mich zu trösten und nennt mich oberflächlich, aber schöne Dinge sind gut für die Seele. Ich hab mich zum 33er mit einer neuen Tasche beschenkt und mit einer Konzertkarte in der Elbphilharmonie in Hamburg, mehr dazu nächste Woche! :)
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